Kurztrip ins schwäbische Bad Waldsee: Spätzle, Stadtsee und ein Museum für Wohnmobile

Fast bei jedem Haus bleiben wir bei unserem Bummel durch die Altstadt Bad Waldsees im malerischen Oberschwaben stehen: Mittelalterlich und Barock sind die Fassaden, eine beeindruckender als die andere, besonders die des spätgotischen Rathauses, das schön und stattlich daherkommt, mit einer goldenen Justitia auf der Spitze. Hier ein Brunnen, dort ein beschaulicher Einkaufsladen. Ein Idyll, das noch dazu malerisch auf der Oberschwäbischen Barockstraße zwischen zwei Naturseen liegt. Kein Wunder, dass hier sommers wie winters zahllose Touristen und Kurgäste Urlaub machen – 400.000 Übernachtungen zählt Tourismuschef Walter Gschwind pro Jahr. Auch wir haben die besondere Atmosphäre des Örtchens genossen und hier zwei erholsame Tage verbracht.

Obwohl der Ort nur 20.000 Bewohner hat, freuen sich diese über die vielen Gäste. Gschwind sagt, die Leute wüssten, wie sehr der Ort selbst von der touristischen Infrastruktur profitiert. Es gibt hier etwa ein großes Freibad, weil hier viele Leute ein und ausgehen, und die medizinischen Angebote suchen ihresgleichen. Trotz der viele Gesundheitsgäste, die diese sowie die neue Waldsee-Therme mit ihrer herrlichen Wellness- und Saunalandschaft schätzen, ist der Ort in keiner Weise verschlafen: Hier urlauben auch Sportler und Familien, die die vielen Freizeitmöglichkeiten beanspruchen. Dazu kommen Kulturinteressierte, die die Stiftskirche St. Peter mit ihren über Eck stehenden Türmen und seinem Hochalter bewundern. Dominikus Zimmermann hat ihn erbaut, bevor er sich an die Wieskirche machte. Doch unabhängig davon, was man in Bad Waldsee sucht und findet: In der Regel freut sich jeder der Gäste auf die gute Küche hier in einem der vielen Gasthäuser des Örtchens. Wie wir: Wir essen im Hotel-Restaurant Grüner Baum mitten in der Fußgängerzone Bad Waldsees, die Kinder Spätzle, ich ein herrliches Entrecote und Harry köstlichen Fisch. Schön ist es hier, und familienfreundlich: Es gibt eine eigene Kinderkarte zum Bemalen, die Bedienung ist kinderlieb, und Spiele aus der Spielecke besorgen sich meine Süßen auch.

Amtshaus in Bad Waldsee: Schlafen hinter historischen Mauern

Die Nacht verbringen wir im sogenannten Amtshaus, einer ehemaligen Glaserei. Die Räume aus dem 17. Jahrhundert wurden mit sanfter Hand restauriert, jetzt befinden sich innerhalb der historischen Mauern gepflegte Ferienapartments mit gehobener Einrichtung. Alles ist geschmackvoll kombiniert – und bietet viel Platz für unsere ganze Familie. Wenn wir aus den Fenstern blicken, sehen wir wieder die tollen Fassaden des Städtchens, und am nächsten Morgen haben wir nur wenige Schritte bis ins Zentrum.

Spätzlemuseum: Ein Wehrmachtshelm als Abtropfsieb

Dort besuchen wir das Spätzlemuseum, das in einem früheren Wehrturm, dem Vötschenturm, untergebracht ist. Inhaberin Heidi Huber führt uns durch. Sie hat das Museum privat gegründet und steckt all ihre Leidenschaft und Freizeit in ihr Projekt. Wir lernen den Unterschied zwischen Spätzle (das sind die langen Fäden) und Knöpfle (das sind die kleinen Knubbel). Wir lernen, dass es verschiedenste Gerätschaften und Apparaturen zu ihrer Herstellung gibt, die auf die Bedürfnisse von der Kinderküche bis zur Gastronomie abgestimmt sind. Spätzle werden etwa vom Brett direkt ins kochende Wasser geschabt, was den Vorteil hat, dass durch das Schaben die Oberfläche rauer wird, was die Soße besser haften lässt. Oder sie werden etwa durch eine Presse gejagt. Während wir Erwachsenen über die vielen Geräte staunen und etwa auch über den Wehrmachthelm, der zum Spätzle-Abtropfsieb wurde, erleben die Kinder das Museum durch ein lustiges Such-Spiel. Klar nehmen wir auch Heidi Hubers wunderbares Buch „Spätzle & Knöpfle“ mit, das im Gmeiner Verlag erschienen ist – denn wir wollen noch mehr wissen. Und klar ist: Nach dem Museumsbesuch werden wir nie wieder einfach so Spätzle essen können, ohne an den beeindruckenden Vötschenturm zu denken.

Nach der Kultur gibt es Entspannung, und wir gehen ins Freibad, was in diesem Jahr auch noch in der zweiten Septemberwoche möglich war. Das Bad ist ein Schmuckstück: großzügige Becken, tolle Rutschen und ein Planschbereich breiten sich im wunderbaren Wiesengelände direkt am Stadtsee aus, vom Ufer des Sees haben wir einen tollen Blick auf die Sehenswürdigkeiten Bad Waldsees am anderen Ufer. Wir könnten auch Bootfahren, doch wir genießen das Freibad so, dass wir einfach nur bleiben und die Spätsommersonne tanken wollen.

Später wollen wir zum Kletterpark des Orts, der weithin einen guten Ruf hat. Da haben wir Pech, und die Betreiber noch mehr: In der Nacht zuvor wurde hier eingebrochen, der Park ist geschlossen. Wir brauchen ein Alternativprogramm und gehen ins Erwin-Hymer-Museum. Es lohnt sich:

Erwin Hymer in Bad Waldsee: Ausflug zu den tollsten Campern

Hier, im Firmenstandort der Erwin Hymer Group, einem der größten Hersteller von Wohnmobilen und Wohnwagen in Europa, wird in einem modernen Museumsgebäude mit Glaskubus am Beispiel einer fröhlichen Parade von mehr als 80 historischen Caravans, Campingbussen, PKW, Motorrädern und vielem mehr gezeigt, wie die Idee des mobilen Reisens Fahrt aufgenommen hat. Eingebunden sind die mobilen Exponate in eine interaktive Ausstellung, die uns mit zu den Sehnsuchtsorten des Caravanings nimmt: Wir sind etwa mit den Campern in Bella Italia, was seit der Nachkriegszeit ein Camper-Hot-Spot ist. DDR-Bürger fuhren indes an die Ostsee – etwa mit einem Trabbi mit Autozeltdach, der damals tatsächlich für Urlaubsglück sorgte. Hippies fuhren mit selbst ausgebauten VW-Bussen nach Indien, und die Route 66 in den USA lockt auch heute noch viele abenteuerlustige Wohnwagen-Freaks. Auch der Wagen, der als Umkleidekabine am Set eines James-Bond-Drehs war, fasziniert mich. Auch für die Kinder wird übrigens im Museum gesorgt, es gibt für sie etwa den Film „Mister Bean geht campen“ im Wohnmobil-Kino zu sehen, sowie diverse kleine Spiel- und Bastelstationen. Das Erwin-Hymer-Museum hat uns einen sehr kurzweiligen und vor allem informativen Nachmittag beschert und unsere Reisesehnsucht komplett entfacht.

Es gäbe noch viel mehr in und um Bad Waldsee herum zu erleben, etwa das Wandern und Radfahren in der malerischen Umgebung. Auch der Bodensee ist von hier aus sehr gut zu erreichen, oder das Ravensburger Spieleland. Für uns ist klar, dass wir einmal wiederkommen. Bis es so weit ist, müssen wir uns unsere Spätzle selber kochen – jetzt wissen wir ja, wie es idealerweise geht.

Wir waren in Bad Waldsee im Rahmen einer Pressereise. Danke für die Einladung!

Ein Kommentar bei „Kurztrip ins schwäbische Bad Waldsee: Spätzle, Stadtsee und ein Museum für Wohnmobile“

  1. Meine Liebe,

    danke für die Inspiration. Das Reiseziel kommt auf meine To-Do-Liste!
    Das Amtshaus finde ich beeindruckend! Ein richtiger Wohlfühlort.

    Liebe Grüße
    Chris

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