Drei von sieben Kindern sagten hinterher zu ihren Eltern, sie würden später gerne Clown werden. Einer bestand sogar darauf, mit der roten Nase, die ich ihnen geschenkt hatte, einzuschlafen. Alle hatten irre viel Spaß: Beim fünften Geburtstag meines Sohnes gab es einen besonderen Gast – eine echte Clownin war zu Besuch! Lisanne Melzer aus Bamberg kam als Radi Radieschen als später Geburtstagsgast und mischte das junge Gemüse ziemlich auf. Das fanden nicht nur die Kinder gigantisch, sondern auch ich: Ich musste bei der Party nur für Deko und Essen sorgen, das Kinder-Entertainment übernahm Radi Radieschen. Ich hab alles richtig gemacht, oder?
Nun ja, beinahe. Ein Fehler ist mir passiert: Ich hatte den Kinder vorab erzählt, dass ein Clown kommen würde – und das aus gutem Grund: Ich hatte Sorge, dass manche von ihnen Angst haben könnten, wenn da plötzlich ein Spaßmacher in voller Montur im Wohnzimmer stehen würde. So ein Clown ist ja eine Erscheinung, vielleicht erstmal vergleichbar mit dem Nikolaus. Wenn der plötzlich vor einem steht, hat man oft höchsten Respekt – so meine Vermutung. Ich glaube im Nachhinein, ich hätte die Überraschung doch wahren sollen. Die Kinder hatten zwar Spaß an den Clown-Amerikanern, die ich ihnen gebacken hatte, an der lustigen Deko – aber sie fragten abwechselnd im Drei-Sekunden-Takt: „Wann kommt endlich der Clown?“ Das war schwer auszuhalten für sie und mich 😉.
Endlich: Clown Lisanne biegt um die Ecke
Und dann kam Clown Lisanne endlich! Wir sahen sie durchs Fenster auf einer Ape, einem witzigen, dreirädrigen Rollermobil, in unsere Straße einbiegen – und damit begann ihr Auftritt eigentlich schon. Frech parkte Lisanne aka Radi Radieschen direkt vor dem Eingang unseres Mehrfamilienhauses, wo ihr Clownmobil im Gegensatz zu einem Auto gerade mal hinpasste. Ein Jogger lief am Haus vorbei, dem lief sie gleich mal lustig ein paar Schritte hinterher. Die Kinder kringelten sich deswegen vor Lachen. Als sie in unser Treppenhaus kommen wollte, rannte sie erstmal gegen die Glastür, immer wieder – bis die Kinder sie erlösten und in die Wohnung führten.
Und dann hatten sie auf einmal tatsächlich Respekt vor ihr. Lisanne war bewusst, dass Kinder manchmal Angst vor einem Clown haben könnten. Im Voraus fragte sie mich, wie ich das einschätzen würde. Wenn ich angenommen hätte, dass ein Kind wirklich Sorge hat, würde sie nicht in Verkleidung kommen, sondern sich erst, wenn sie vor Ort ist, im Spiel mit den Kindern als Clown anziehen. Es würde sich dann allmählich entwickeln. Die Angst bei „unseren“ Kindern verflog allerdings nach ungefähr 30 Sekunden. Dann nämlich setzten sie sich aufs Sofa und hingen an Clown Lisannes Lippen. Sie sangen mit ihr, als sie mit ihrer Ukulele lustige Liedchen anstimmte, sie spielten und hüpften mit ihr herum.
Tamala Clownschule: Wenn Clowns die Schulbank drücken …
Lisanne Melzer hat die Clownerie richtig gelernt. Als gebürtiger Kölnerin lag ihr der Clown zwar irgendwie von Anfang an im Blut – doch beruflich konzentrierte sie sich zunächst auf die Musik, studierte an der Hochschule für Musik in Karlsruhe, arbeitete als Musikerin und gründete ihre eigene „lebendige Streicherschule“, in der sie Musikunterricht gibt. Die letzten drei Jahre aber ließ sie sich nebenher in der Tamala Clownschule am Bodensee zur Clownin ausbilden, im März findet ihre Abschlussprüfung zum Gesundheit!Clown statt. Das ist auch, was sie in ihrem Zweitberuf vor allem machen will: als Clown in Kliniken arbeiten. Zu Kindergeburtstagen, aber auch zu Firmenfeiern, in Seniorenheime oder zu weiteren verschiedenen Anlässen würde sie dennoch weiter gerne kommen.
Für diese verschiedenen Bereiche hat sie verschiedene Clown-Charaktere entwickelt. Radi Radieschen ist der Kinderclown, zu Senioren kommt Lisanne als Margareta Sonnenschen. Wilma Wuschel ist im Einsatz, wenn es zu kleinen Patienten ins Krankenhaus oder an ihr heimisches Krankenlager geht.
Feuer, Wasser, Blitz, Geburtstag!
Für ihren Besuch bei uns hat sich Radi Radieschen gut vorbereitet. Lisanne fragte vorher ab, welche Lieder das Geburtstagskind gerne hört und was er sonst so mag. Das Spiel „Feuer, Wasser, Blitz“ hat sie also auf „Feuer, Wasser, Blitz, Spiderman, Thomas Müller“ erweitert und mit der Geburtstagsbande bei uns im Wohnzimmer gespielt. Spiderman kletterte natürlich auf sein Stichwort hier die Wände und Schränke hoch… Als sie da war, fragte sie übrigens nichts mehr, also, nicht im klassischen Sinne: denn Radi Radieschen gibt eher lustige Töne und Geräusche von sich. Sprachfetzen erkennen wir manchmal. Dennoch verstehen wir immer, was sie meint.
Übrigens: Habe ich gerade geschrieben, dass Radi Radieschen alles vorbereitet hat? Das stimmt natürlich wiederum nur bedingt: denn um die Nummern herum, die sie an die Situationen und Kinder anpasst, reagiert sie vor allem spontan auf das, was gerade im Raum passiert. Wenn sich zwei Kinder, die sich Clownsnasen anziehen, damit anstupsen, stupst sie mit. Dann wird Bauch an Bauch, Po an Po, Schulter an Schulter gestupst, dass es eine Freude ist. Zauberhaft ist auch, wie Clown Lisanne am Zaubern scheitert. Sehr lustig. Dafür kann sie eins richtig gut: Mit der Ukulele singen und dazu lustig Tanzspielchen erfinden.
Lisanne: “War hier ein Clown?”
Auf einmal ist sie weg. Sie sagte, sie müsse „Pipi machen“ – und leider kam sie nicht mehr zurück. Stattdessen klingelt es an der Tür, eine Lisanne war da, eine Frau in normalen Alltagsklamotten. Sie fragte die Kinder: „War hier ein Clown?“ Die Kinder erzählen begeistert. „Und wie hat der gesprochen?“, fragt Lisanne. „Wie hat der sich bewegt?“ Für jedes Kind gibt es nun eine Clownsnase, und ohne es zu wissen, befinden sie sich mitten in einem Clownsworkshop. Sie suchen sich Gegenstände, die sie zweckentfremden und mit dem sie lustige Dinge machen: Meine Tochter hat auf einmal einen lustigen, sprechenden Lippenpflegestift, der Freund Leo hat einen Kochtopf als Hut. So viele kreative Clowns sind auf einmal hier!
Zum Abschluss hat Lisanne noch etwas ausgeheckt, wofür ich ihr einmal mehr total dankbar bin: Da viele Konfetti auf dem Boden verstreut waren, ließ sie die Kinder Teams bilden, die je einer Konfettifarbe zugeordnet waren. Team Rot, Blau, Grün… Jedes Team erhielt einen Becher und sollte nun die Konfetti seiner Farbe einsammeln, dazu sang Lisanne freudig, begleitet von der Ukulele:
„Wer findet die meisten Schnipsel in seiner Farbe? Sind es die Grünen? Oder die Blauen?” Mit Feuereifer sammelten die Kinder die Konfetti auf und räumten dadurch die ganze Wohnung auf. Wer gewonnen hat? „So ein Zufall“, sagte Lisanne, als sie ausgezählt hatte. „Das hatten wir noch nie: Wirklich alle haben gleich viel eingesammelt!“
Lieber Clown Lisanne, hoffentlich bis zum nächsten Geburtstag!
Ehrlich, so aufgeräumt war es noch nie bei uns nach einem Kindergeburtstag. Und ich war noch nie so entspannt. Und die Kinder? Die wollen Clown Lisanne so schnell wie möglich wiedersehen, vielleicht bei der nächsten Party.
Ihr Lieben, wenn Ihr aus Bamberg oder der Umgebung kommt – dann könnt auch Ihr Lisanne für eine clownsstarke Party buchen! Hier ist ihre Homepage, hier ihre Facebookseite. Und jetzt alle zusammen: „Wer findet die meisten Schnipsel in seiner Farbe…?“
Wow. Echt großartig. Das sieht nach jeder Menge Spaß aus! Ein echter Clown sogar mit Ausbildung. Verrückt, aber sicher jeden Cent wert!
LG Anke