Schöne Bescherung: Wenn die Lehrerin das Christkind/den Weihnachtsmann outet …

Ich habe in einer Facebookgruppe für Eltern  gelesen, dass die Religionslehrerin einer ersten Klasse die Kinder darüber aufgeklärt hat, dass es den Weihnachtsmann in Wahrheit gar nicht gibt. Eigentlich würden ja die Eltern die Geschenke kaufen und untern Baum legen. Wenn die Schüler einen Weihnachtsmann sehen würden, müssten sie darauf achten, dass der Bart nicht echt ist, und manchmal ist sogar der Bauch gefälscht: Unter der Maskerade stecke immer ein normaler Mensch.
Die Mutter des aufgeklärten Kindes war empört: Die Lehrerin habe so kurz vor Weihnachten etwas vorweggenommen, was die Eltern gerne in einem der kommenden Jahre selbst erledigt hätten, sie habe ihnen Weihnachten kaputt gemacht. Die Lehrerin sei sich, so erzählte die Mutter weiter, keiner Schuld bewusst: Es werde vorausgesetzt, habe sie gesagt, dass die Kinder mit Schulantritt nicht mehr an den Weihnachtsmann glauben.

Ist es die Pflicht der Lehrer, die Kinder aufzuklären?

Was ich finde: Klar müssen Lehrer vielleicht manche Marotten von Eltern ausmerzen, die ihre Kinder klein halten. Ich gebe sogar zu, dass ich meine Tochter bewusst „Einhörnchen“ statt „Eichhörnchen“ habe sagen lassen und ein bisschen enttäuscht darüber war, als ihre Erstklass-Lehrerin sie korrigiert hatte. Aber: Es ist natürlich gut und okay, meine Tochter kann nicht „Einhörnchen“ sagend groß werden. Verhält es sich mit dem Christkind und dem Weihnachtsmann genauso, hat meine Tochter (jetzt schon) das Recht, darüber aufgeklärt zu werden? Und eine Lehrerin die Pflicht, es zu tun, falls die Eltern es versäumen?

Ich finde es in jedem Fall nicht schön, wenn so eine persönliche und meiner Meinung nach familiäre Sache wie der Weihnachtsglaube von der Lehrerin eigenmächtig entmystifiziert wird. Ich gehe realistischerweise davon aus, dass dieses Weihnachten mit meiner Erstklässlerin das letzte sein wird, an dem sie das Christkind für “echt” hält. Dass sie vielleicht nur noch einmal nach Zeichen sucht, ob es wirklich da war. Ist da irgendwo Glitzer? Eine Spur? Der Glaube ans Christkind macht Weihnachten noch ein bisschen magischer für sie, davon bin ich überzeugt. Ich erinnere mich jedenfalls, dass ich als Kind gerne daran geglaubt habe. Dass meine Tochter es nicht ewig tun wird, ist mir auch bewusst: Immerhin stellt sie schon ein wenig den Nikolaus in Frage, denn sie hat bemerkt, dass ein paar verschiedene Ausgaben davon in der Stadt herumlaufen. Der Osterhase ist ihr auch suspekt – und die Zahnfee, nun ja, da gab es hier noch nie: dass ich es war, die den Wackelzahn in ein Geldstück und eine Barbie getauscht hatte, das wusste meine Tochter immer.

Warum habt Ihr mich angelogen?

Eine andere Mutter schrieb in besagter Facebookgruppe, dass ihr Sohn aus der Schule gekommen ist und enttäuscht gefragt hat, warum er immer in Bezug auf das Christkind angelogen wurde. Er war wohl der einzige in seiner Klasse, der nicht wusste, dass es nicht „echt“ ist. Auch ich werde meine Tochter nicht bewusst anlügen – ich werde sie nur nicht proaktiv aufklären. Wenn sie mich aber direkt fragt, ob es das Christkind gibt, werde ich ihr antworten.

Die Gefahr, dass sie auf dem Schulhof aufgeklärt wird, halte ich übrigens für gering: An unserer Schule ist ein hoher Migrationsanteil, da wissen viele nicht, worum es an Weihnachten geht – ein Vorteil für uns in Sachen Weihnachtszauber. Dass die Lehrer (in diesem Jahr) aufklären, hoffe ich nicht. Das ist in diesem Alter tatsächlich noch Familiensache – so empfinde ich das.

So, und jetzt setze ich mich gleich  mit den Kindern hin – wir wollen nämlich einen Brief ans Christkind schreiben. Mich zieht der Zauber dieser Heiligen Nacht ja auch in seinen Bann, und das Christkind ist nicht ganz unschuldig daran …

Lust, weiterzulesen?

Was wir Eltern uns an Heiligabend anhören müssen, lest Ihr hier. Und hier verrate ich Euch, warum wir den Weihnachtsbaum bis 2. Februar stehen lassen.

12 Kommentare bei „Schöne Bescherung: Wenn die Lehrerin das Christkind/den Weihnachtsmann outet …“

  1. Einem Kind so die Illusion und den Zauber von Weihnachten zu nehmen, finde ich mehr als unprofessionell. Was soll das? Da könnte ich genauso die Diskussion eröffnen, ob es Gott wirklich gibt. Mach ich ja auch nicht mit ner Religionslehrerin. Manchmal muss man sich einfach raushalten und den Mund halten. Denn die Kinder kommen irgendwann von selbst darauf – die sind ja schließlich nicht doof. Das Patenkind meines Mannes ist 9 und hat seiner Mutter neulich gesagt, dass er schon seit zwei Jahren weiß, dass es das Christkind nicht gibt, er aber nichts gesagt hat, weil er seiner Mutter nicht in den Rücken fallen wollte mit Rücksicht auf die kleine Schwester. So süß.
    LG Anke

  2. Oh man, da wäre ich richtig sauer. Das nimmt den Kindern den Weihnachtszauber und der sollte so lange wie möglich erhalten bleiben! Ich glaube ich würde meinem Kind dann erklären, dass das Christkind uns Eltern die Geschenke überreicht damit wir sie unter den Baum legen können – vielleicht würde das die Situation ja noch retten.
    Ich wünsche dir eine schöne Adventszeit!!!
    Ganz liebe Grüße
    Miriam

    1. Liebe Miriam, ja, ich wäre auch sauer. Gut, dass das bei uns nicht der Fall zu sein scheint. Dir und auch einen schönen Advent! Liebe Grüße! Nadine

  3. Ich finde, man sollte den Kindern die Magie von Weihnachten lassen!

  4. Das ist sooo krass und daneben ich weiß gar nicht was ich sagen soll :(((

  5. Ehrlich, ich finde es so schön, dass meine Kinder noch daran glauben. Und die großen beiden sind schon weit über die 1. Klasse hinaus. Mich hat nie jemand darüber “aufgeklärt”, dass es das Christkind nicht gibt. Das kam einfach irgendwann. Dennoch schüttle ich bis heute jedes Jahr an Weihnachten die Kissen bei offenem Fenster aus und hoffe, dabei bringt das Christkind mir schnell was unter den Baum. Ein bisschen Magie und Mystik gehört dazu. Die Realität greift schon so oft und weit um sich, da darf man kleine “fantastische Inseln” haben, finde ich.

    1. Du sprichst mir aus der Seele <3

  6. Ich finde es gut, den Kindern so früh wie möglich aktiv zu erklären das es den Weihnachtsmann nicht gibt. Ich wünschte ich wäre da als Mutter etwas eher gradliniger gewesen. Ich habe Weihnachten 29 Jahre lang in meinem Elternhaus und später als junge Mutter einfach so gefeiert – also nicht als Christ. Da war alles irgendwie durcheinander. Von Jesus habe ich mal am Rande was gehört. Dann wurde ich Christ und habe das Durcheinander noch eine Weile weiter geführt. Den Jesus habe ich einfach irgendwie dazwischen drappiert. Kurz danach verschwand der Weihnachtsmann dann aus dem Gefüge und es ging ausschließlich um Jesus. Mittlerweile hinterfrage ich ohnehin den Hintergrund gewisse Feste und Bräuche, aber das ist ein ganz anderes Thema 🙂 und würde hier den Rahmen sprengen. Lieben Gruß, Sandra

  7. Ich finde das total unsensibel und ich würde mich sehr darüber aufregen. Für mich macht es nämlich einen riesigen Unterschied, ob es andere Kinder erzählen, oder die Lehrerin.

  8. Liebe Nadine,
    oha, das ist ja heftig.
    Ich finde es ja frech das sie sagt das man es schon bei der Einschulung wissen muss.
    Jede Eltern sollten doch selbst entscheiden könne, wann sie ihre Kinder aufklären.
    Liebe Grüße Marie

  9. Hallo Nadine,
    meine Tochter ist in der 2. und glaubt immer noch an das Christkind. Ich weiß von einer anderen Mama, deren Kind hat bis 10 daran geglaubt und du hast also noch gute Chancen, dass deine Tochter noch länger daran glaubt. Und eine Lehrerin darf das nicht. Das ist nicht schön. Man muss diesen Zauber so lange aufrechterhalten, wie es geht, denn wenn sie nicht mehr glauben, werden sie groß.
    LG Nicole

  10. Ganz ehrlich, ich verstehe nicht, was das Problem ist. In Religion sollten sie Kinder schon erfahren, was der Grund von Weihnachten ist, nämlich dass Jesus geboren wurde. Manche nennen das Jesuskind halt Christkind und glauben, dass Gott in Jesus als Kind auf die Welt gekommen ist. Das ist doch der eigentliche “Weihnachtsglaube”… Ich finde es total wichtig, dass für die Kinder der Blick damit wenigstens ein bisschen von den Geschenken weg auf den eigentlichen Sinn von Weihnachten gelenkt wird. Der “Zauber” wird dadurch doch nicht weniger, sondern im besten Fall mehr, weil es nicht mehr nur um die Geschenke sondern um eine tiefere Botschaft geht.

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