Roadtrip zu wahr gewordenen Kinderträumen: Auf der Deutschen Spielzeugstraße durch Franken und Thüringen

Spielzeugstraße? Ist damit der Weg vom Kinder- ins Wohnzimmer gemeint, der, jedenfalls bei uns, häufig mit Playmobilfiguren, Legosteinen und Puppenklamotten gepflastert ist? Na, so ähnlich ist es schon: Die Deutsche Spielzeugstraße ist eine insgesamt 300 Kilometer lange Ferienstraße durch Franken und Thüringen; sie verbindet Orte und Landschaften, in denen Attraktionen, Institutionen und Unternehmen, die sich allesamt mit Spielzeug beschäftigen, angesiedelt sind, vom Playmobil Funpark in Zirndorf über die Heunec-Spielwarenfabrik in Neustadt hin zum Erfurter Puppenstubenmuseum. Dazwischen sind noch jede Menge weitere verspielte Institutionen zu finden, dazu Schwimmbäder, familienfreundliche Hotels und Gasthäuser, Spielplätze und Unternehmen, bei denen wir günstig shoppen können. Die Deutsche Spielzeugstraße ist eine Reiseroute, die Kinderträume wahr werden lässt. Wir sind ein Wochenende lang ein Stück davon gereist, von Rödental in Oberfranken bis Sonneberg in Thüringen – und haben uns von Puppen, dem größten Teddy der Welt und einer Riesenrutsche, die Kinder mit dem Bobby-Car befahren können,  verzaubern lassen.

Freitagabends kommen wir in Rödental an, einem kleinen Ort inmitten einer saftig grünen Hügellandschaft in den Ausläufern des Thüringer Waldes. Gleich, als wir in die Stadt fahren, geraten wir in verspielte Stimmung: Überlebensgroße Hummelfiguren am Firmengebäude der Hummel Manufaktur versetzten jedenfalls mich zurück in die Kindheit, denn früher hatte ich von unserer Nachbarin zu allen möglichen Anlässen die weltberühmten Porzellanfiguren bekommen, die ich sehr verehrt hatte. Seit 1936 werden sie hier, in Rödental, gefertigt – und obwohl sie weltweit vertrieben werden, ist die Firma heute immer wieder von Insolvenz bedroht. Den glücklich dreinblickenden Porzellanfiguren aber sieht man die Firmenmisere nicht an – und auch meinen Kindern gefallen sie.

Gasthof Grosch: Übernachten an der Deutschen Spielzeugstraße

Unser Ziel für diesen Tag ist der Gasthof Grosch ein paar hundert Meter weiter, in dem wir übernachten werden. Wir beziehen unser Familienzimmer unter dem Dach und gehen hungrig zum Essen in den offenen sogenannten „Bierhof“. Eine tolle Speisekarte macht uns gleich noch mehr Appetit, es gibt Steaks, Spargel, Fisch und hausgemachte Klöße, die nach einem überlieferten Familienrezept gefertigt werden. Die hauseigenen Grosch-Biere sind ebenfalls weit bekannt, am Nachbartisch sitzt ein Ehepaar, das eigens wegen des Geschmacks und der guten Speisen aus 60 Kilometern Entfernung regelmäßig zum Essen anreist. Auch die Kinderkarte lässt keine Wünsche offen – beim Grosch werden sogar richtig viele „Kindergerichte“ angeboten, von Kartoffelpuffer über Sauerbraten hin zu Currywust ist für jeden etwas dabei. Bis das Essen fertig ist, sehen wir allerdings nichts mehr von unseren Kindern: Sie sind in der Spielecke mit Brio-Bahn abgetaucht. Jedenfalls: Wir fühlen uns hier, im Gasthaus, als Familie herzlich willkommen – und schlemmen fürstlich. Nur am Schluss wird Harry, der eine hervorragende Forelle blau gegessen hat, ein bisschen mulmig. Denn vorher haben wir im Flur des Gasthauses vier Forellen in einem Glasbassin schwimmen sehen; die Kinder fanden die Fische absolut niedlich und haben ihnen begeistert zugesehen. Nach dem Essen aber sind’s nur noch drei … Aber: Hervorragend frisch hat der Fisch geschmeckt …

Rosenau: Hier steht Prinz Alberts Wiege

Nach dem Essen spazieren wir zum örtliche Schloss Rosenau, das mittelalterlich-romantisch daherkommt. Schade, dass wir zu spät dran sind für eine Führung, sonst hätten wir die Wiege eines echten Royals gesehen: Im Schloss wurde Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, der spätere Gemahl der britischen Königin Victoria, geboren.

Wir haben aber auch im weitläufigen Schlosspark Spaß – beim Spielplatz und, was uns sogar noch mehr beeindruckt hat, beim Blick auf den See mit seinen schwarzen Schwänen. Solche haben wir nie zuvor gesehen – aber fast klar, dass sich eine touristische Region wie die Deutsche Spielzeugstraße etwas Besonderes für ihre Gäste ausdenkt. 😊

Heunec: Auf Kuschelkurs mit Hummeln und Faultieren

Am nächsten Morgen verabschieden wir uns nach einem köstlichen Frühstück im Grosch und nach einem Erinnerungsfoto mit einer Hummelfigur vom netten Örtchen Rödental, fahren zufällig bei Spielzeugherstellern wie Zapf und Engel vorbei, bis wir nach wenigen Kilometern Neustadt (bei Coburg) erreichen und dort wieder eine Hummelfigur entdecken, allerdings eine der anderen Art: Wir haben nämlich die große Ehre, die heiligen Hallen der Plüschwarenfabrik Heunec besichtigen zu dürfen, und entdecken dort umgeben von zahllosen anderen Plüschis Maite Kellys „Hummel Bommel“. Während wir am liebsten alle mit dem Riesenteddy, der hier am Boden liegt, kuscheln würden, erzählt uns Prokurist Heiner Dransfeld von der Erfolgsgeschichte der Spielzeugfabrik, die mit einer Jahresproduktion von im Schnitt zwei Millionen Plüschtieren zu den zehn großen Herstellern Deutschlands im traditionellen Spielwarenhandel zählt und nach Steiff die Nummer zwei im Kuscheltierbereich ist. 860 verschiedene Artikel hat Heunec im Programm, darunter Eigenkreationen genauso wie Lizenzartikel von Bibi & Tina bis Zorro. Begonnen wurde das Lizenzgeschäft im Jahr 1986, mit der Herstellung von Ottifanten, was ich sehr charmant finde.

Dransfeld berichtet weiter, dass es gar nicht so leicht ist, vorab die Trends der Spielwarenindustrie zu bestimmen: in seinem Fall die Art der Kuscheltiere, mit denen Kinder in wenigen Monaten am liebsten schmusen werden. Derzeit aber lieben Kinder vor allem Flamingos, Lamas und Faultiere. Oft orientieren sich Kuscheltierhersteller in ihren Motiven an kommenden Kinofilmen oder an der Wahl zum Tier des Jahres.

Für Kuscheltierliebhaber lohnt es sich übrigens sehr, hier in Neustadt vorbeizuschauen: Im Shop, der direkt am Firmengebäude zu finden ist, gibt es günstig Kuscheltiere zu kaufen. Außerdem finde ich, dass ein Fototermin mit Pettersson und den Riesenkatzen eine ziemlich coole Sache ist.

Deutsche Spielzeugstraße: Kuscheln im Museum

Neustadt hat neben weiteren Spielwarenherstellern auch ein Museum der Deutschen Spielzeugindustrie zu bieten, das wir natürlich auch gerne besichtigen. Wir haben Glück, denn als wir hier sind, werden wir Zeuge einer Lesung des Coburger Kinderbuchautors Christian Seltmann, der – keine Angst! – nicht schnöde aus seinem Kinderbuch rund um seinen Helden Robin Cat vorliest. Er nimmt vielmehr gemeinsam mit seinem Publikum ein Hörspiel auf, das die Teilnehmer anschließend bekommen. Gefällt uns.

Doch auch ohne Herrn Seltmann wäre es im Museum sehr kurzweilig, auch und gerade für die Kinder: Wir bekommen am Eingang Museumstaschen überreicht mit der Ansage, in den Räumen nach Stickern mit Taschen-Symbolen zu suchen. Wenn wir eins finden, dürfen wir aus „unserer“ Tasche einen Umschlag mit der Nummer, die auf dem Sticker zu sehen ist, nehmen. Dann bekommen die Kinder Aufgaben oder interessante Zusatz-Informationen. Meine beiden Kinder, die ich bislang für Kulturbanausen gehalten hat, sind Feuer und Flamme – und lernen durch dieses Museumsspiel viel über die Herstellung von Spielzeug. Besonders gefallen ihnen die Großvitrinen im ersten Stock des Hauses, in denen die Geschichte der Spielzeugindustrie im Miniaturformat dargestellt wird – und die anderen Vitrinen, in denen mit bezaubernden Puppen Märchenwelten gestaltet wurden, und die im Jahr 1935 entstandene „Werkstatt des Weihnachtsmannes“. Auch die Geschichte von Max und Moritz wird in einem Rundgang anschaulich gemacht. Sehr empfehlenswertes Haus!

Neustadt bei Coburg: Toller Wasserspielplatz “Villeneuve-sur-Lot”

Anschließend ist für uns aber Draußenprogramm angesagt, und auch hier hat Neustadt Großes zu bieten: Im Stadtpark „Villeneuve-sur-Lot“ gibt es eine riesige Spielplatzlandschaft zu erobern, mit Kletterberg, Seilbahn, Wasserspielplatz samt Floß, Kletterschiff und und und. All das kostet keinen Eintritt und macht uns beste Sommerlaune.

Ihr seht: Wir hatten es herrlich auf unserer ersten Station auf der Deutschen Spielzeugstraße. In Kürze nehme ich Euch in einem weiteren Bericht noch ein paar Kilometer weiter mit, ins thüringische Sonneberg. Auch dort jagt eine familienfreundliche Attraktion die nächste. Seid gespannt!                                                                                                                                            Zu dieser Recherchereise waren wir von der Deutschen Spielzeugstraße eingeladen. Danke dafür!

6 Kommentare bei „Roadtrip zu wahr gewordenen Kinderträumen: Auf der Deutschen Spielzeugstraße durch Franken und Thüringen“

  1. Liebe Nadine,
    die Spielzeugstraße kannte ich bisher noch gar nicht. Aber du hast mich neugierig gemacht. Kommt auf jeden Fall auf meine To-Do-Liste.

    Liebe Grüße Christine

  2. […] sich dem Spielzeug widmen, verbindet. Über unseren Ausflug nach Rödental und Neustadt bei Coburg hatten wir bereits berichtet; heute verraten wir Euch, wie es uns in Sonneberg gefallen hat. Eins vorweg: Es lohnt sich sehr, […]

  3. […] Inspirationen für Eure eigene Reise auf der Spielzeugstraße haben wollt: Ich habe bereits über die verspielten Highlights Rödentals und Neustadts sowie über die Sonnebergs […]

  4. […] Spielzeugstraße erlebt haben, klickt Euch gerne durch meine Beiträge. So war es in Zirndorf, in Rödental und in Neustadt bei Coburg – und in Sonneberg. Vielen Dank der Deutschen Spielzeugstraße für die Einladung zu dieser […]

  5. Hallo,

    wo ist die Rutsche, die man mit Bobbycar befahren kann? Leider finde ich dazu nichts.

    Viele Grüße Michaela

    1. Das war im Hallenbad in Sonneberg!

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