Für meinen Geschmack – der eher Salziges als Süßes mag – wird das Thema Ernährung in manchen Kindergärten und Schulen allzu hart diskutiert. Ich finde es vollkommen okay und sogar wichtig, wenn die Einrichtungen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Süßes ungesund ist und Plastik vermieden werden soll, wo es geht. Dennoch: Tatsächlich zu verbieten, dass Kinder etwas Süßes oder Joghurt in Plastikverpackungen in der Brotzeitdose haben, das empfinde ich als Eingriff in Familiengewohnheiten. Meiner Meinung nach sollte es die Entscheidung der Familien bleiben, was gegessen wird und was nicht. Was eine Aufklärung über gesundes Ernährung wirklich nicht ausschließen soll.
Fruchtzwerge müssen draußen bleiben
Eine Freundin berichtete mir vor ein paar Wochen, dass Joghurtbecher, Quetschies, Wurstverpackungen und dergleichen im Kindergarten ihres Sohnes ab sofort verboten sind. Brotzeit darf nur noch gegessen werden, wenn sie den Kindergarten in Mehrwegboxen erreicht. Es gab eine Warnung: Im Kindergarten wurde vorher eine Kiste aufgestellt, in der von Eltern überflüssig mitgegebener Müll zur Schau gestellt wurde, von der Fruchtzwegverpackung zum leer gesaugten Quetschie. Als die Eltern allerdings weiterhin Fruchtzwerge und verpackte Wurst mitgegeben haben, kam das Verbot.
Ketchup-Deal auf dem Pausenhof
Und jetzt kommt ein Outing: Meine Kinder haben manchmal verpackte Wurst in der Schule dabei, Ferdie Fuchs. In Plastik. Und: Sie dürfen auch mal eine Süßigkeit mitnehmen, oft ist – neben vorbildlichen Gurkenscheiben, Apfelstücken, einer Vollkornstulle mit Wurst – auch zwei, drei Gummibärchen oder ein Stück Schokolade drin im Dose. Zucker. Sie lieben diesen „Gruß aus der heimischen Küche“, genießen ihn, tauschen ihn auch mal gegen die Kekse der Freunde. Das ist auf den Pausenhöfen der Republik gar nicht unüblich, wie ich meine. Oft höre ich, dass meine Tochter ihre Vollkornstulle gegen weißen Toast mit Ketchup einwechselt, den eine Freundin regelmäßig mitkriegt. Ein Wunsch, den ich ihr nicht erfüllen würde, und happy bin ich nicht über diesen Deal. Allerdings verbiete ich diesen Tausch nicht, denn ich denke, dass solche Pausengeschäfte das Kraut nicht fett machen, was das große, ganze Ernährungsthema betrifft. Vielmehr finde ich dieses Pausen-Getausche – abgesehen von meinem Naserümpfen über das Ketchup – eigentlich sehr süß, nicht nur buchstäblich. Sozial sind das große Gesten.
Aufklärung ist wichtig! (Natürlich!)
Und versteht mich nicht falsch: Ich finde es wichtig, dass Eltern ein Bewusstsein dafür haben, was zu zuckrig ist und was überhaupt gute Ernährung ist – und dieses an ihre Kinder weitergeben. Dass es immer besser und gesünder ist, Wasser zu trinken statt irgendetwas anders. Dass genügend Obst und Gemüse gegessen werden soll. Dass Vollkorn- besser als Weißbrot ist. Es wäre auch toll und sinnvoll von Kindergärten und Schulen, die Kinder und gern auch deren Eltern entsprechend zu coachen. Aber bitte nicht durch Verbote, denn wann meine Kinder Süßes essen oder nicht, das ist bitte Sache unserer Familie, die auch gerne mal zuckerfreie Kekse backt, vor dem Fernseher lieber Apfel oder Gurke statt Schokolade nascht, aber halt auch mal Gummibärchen dabei hat.
Bitte kein Eingriff ins Private…
Denn was kommt als nächstes? Dürfen wir keine Kleidung mehr von H & M tragen, was besser wäre, dürfen wir keine Plastikzahnbürsten mehr nutzen, was auch besser wäre, und keine Bananen mehr mitgeben, weil die nicht regional sind? Und kann diese Entwicklung noch weitergehen? Kann der Chef Angestellten in Zukunft vorschreiben, keine Nutella mehr auf ihr Brötchen zu schmieren, sofern sie das am Arbeitsplatz essen?Aufklärung und Bewusstsein zu schaffen ist prima, aber Eingriffe in persönliche Gewohnheiten, die die Schule und Kindergarten nicht betreffen, gehen für mich gar nicht.
Danke für die Aufmerksamkeit.
Ich finde es auch übergriffig, bei uns im
Kiga gibt es auch verbote.