Kalabrien-Familienurlaub: Ausflüge zu Pizza in Pizzo und zu Tartufo in Tropea

Lust auf Italien? Kann ich verstehen! Wir waren in den vergangenen Sommerferien in der italienischen Region Kalabrien – und es war wunderbar, was mir jetzt, im feucht-kühlen Februar, doppelt bewusst ist.  Im heutigen Beitrag verrate ich dir, was uns am besten gefallen hat – und warum wir auch dir und deiner Familie eine Reise dorthin empfehlen.

Kalabrien: Urlaub an der Stiefelspitze

Kalabrien? Häufig mussten wir erklären, wo das genau ist. Also, sehr gern: Kalabrien ist die südlichste Region des italienischen Festlandes, es liegt genau an der Stiefelspitze des wunderbaren Landes. Dem Dichter Gabriele  D’Annunzio zufolge befindet sich hier sogar „der schönste Kilometer Italiens“ – dazu später mehr. Warum die wunderschöne Region mit der herrlichen Steilküste an vielen Stellen, dem türkisfarbenen, klaren Wasser und den pittoresken Städten eher unbekannter ist, liegt wohl auch an der Entfernung bis zum unteren Ende des Stiefels. Wir sind hingeflogen, haben aber doch ein paar deutsche Autofahrerfamilien getroffen, die die Route bis hierhin in mehreren Etappen nicht abgeschreckt hat. Um vor Ort beweglich zu sein, haben wir uns einige Tage ein Taxi bzw. einen Mietwagen geleistet. Wohin uns unsere schönsten Ausflüge führten, das erzähle ich in diesem Beitrag.

Da unser Hotel in der Nähe des kleinen, mittelalterlichen Städtchens Pizzo lag, haben wir uns hierhin mit dem Taxi chauffieren lassen und den Ort dann zu Fuß erkundet. Er liegt auf einem steilen Hang über dem Meer und entsprechend toll ist der Ausblick.

Zuerst bummelten wir in den kleinen Gässchen der Altstadt, wo der Sohn gleich ein Fußball-Trikot von Inter Mailand erstand, und auch wir anderen genossen die kleinen Geschäfte des Ortes. Nach einer kurzen Weile landeten wir unweigerlich am weitläufigen Hauptplatz „Piazza della Repubblica“ mit seinen vielen Cafés.

Erst Pizza, dann Tartufo

Hier war es unsere Pflicht, uns wegen des Wortspiels Pizza zu gönnen, denn eine Pizza in Pizzo zu genießen – das ist schon cool. Es gab aber auch noch anderes kulinarisches Pflichtessen: Tartufo zum Nachtisch, denn dieser italienische Dessertklassiker wurde in Pizzo erfunden.

Tartufo ist den Trüffelpralinen nachempfunden, es handelt sich um eine Kugel aus Haselnuss- und Schokoladeneis mit einem Kern aus Schokosoße. Vor dem Servieren wird Tartufo in einer Mischung aus Kakaopulver und Zucker gewälzt – und selbstverständlich gibt es die Leckerei hier in Pizzo auch in diversen Varianten. Wer hier ist, sollte sich die Sünde wirklich gönnen – sooo köstlich!

Die Piazza della Repubblica führt zum Castello Murat, einer Burg, die auch als Gefängnis diente. Berühmtester Insasse war Joachim – Gioacchino – Murat, der frühere König von Neapel und Schwager von Napoleon. Um den Thron zu retten, landete er 1815 mit einer kleinen Flotte bei Pizzo. Da wurde er verhaftet, in der Burg eingekerkert und schließlich hingerichtet. Später wurde die Burg als Castello Murat nach ihm benannt. Er soll im Keller der ebenfalls sehenswerten Kirche Chiesa di San Giorgio begraben sein. Für die Kinder war natürlich allein schon diese Geschichte im doch bemerkenswerten Schauplatz spannend.

Fische fangen mit bloßer Hand

Wir hätten das Castello auch besichtigen können, allerdings gingen wir an diesem heißen Tag lieber die steile, kurvige Straße zum kleinen, aber feinen Strand hinab – und wurden mit einem schönen Erlebnis belohnt: Im Meer waren zahllose Kleinstfische, die wir mit bloßen Händen fangen konnten. Natürlich haben wir sie danach wieder ziehen lassen. Der Blick hoch zum Castello – der war von hier auch einmal mehr wunderbar.

Chiesetta di Piedigrotta: Die Höhlenkapelle am Meer

An einem anderen Tag fuhren wir zur eigentlichen Hauptattraktion des Ortes: zur vom Zentrum etwa zwei Kilometer entfernten Chiesetta di Piedigrotta, wenige Meter von einem weiteren Strand des Ortes entfernt. Es handelt sich dabei um eine Kapelle, die in das Gestein einer Höhle geschlagen wurde. Die Piedigrotta ist über eine Treppe von der Straße aus zu erreichen. Der Legende zufolge sollen Schiffbrüchige aus dem 17. Jahrhundert dort einen Altar zum Dank für ihre Rettung geschaffen haben. Mit den Matrosen soll das Bild der Madonna di Piedigrotta an Land gespült worden und in der Kapelle platziert worden sein.

200 Jahre später, im 19. Jahrhundert haben der lokale Künstler Angelo und sein Sohn Alfonso Barone die Grotte weiter ausgehöhlt und das Innere ausgearbeitet. Sie schlugen zahllose biblische Figuren und Skulpturengruppen aus dem Tuffstein.

Ab 1969 restaurierte ihr Nachfolger, der Bildhauer Giorgio Barone, die Grotte und erlaubte sich, noch Zeitgenossen hinzuzufügen: Fidel Castro, John F. Kennedy und  Papst Johannes XXIII. wurden nun auch in Stein gemeißelt. All das ist beeindruckend – und auch die Kinder waren von den Skulpturen und der Stimmung sehr angetan!

Next stops: Tropea und Capo Vaticano

Unser zweiter Ausflug führte uns zu der wohl schönsten Stadt Kalabriens: Tropea. Schon die Fahrt entlang der Küste, die aufgrund der Schönheit Costa degli Dei, also die Küste der Götter, heißt, ist vielversprechend. Wir nehmen an einer Bootstour vom Hafen aus teil, denn damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Wie sehen Tropea vom Meer aus, was definitiv Sinn macht (warum, zeige ich gleich), und tuckern auf dem Wasserweg weiter bis Capo Vaticano, das eigentlich von einer Steilküste hinab einen atemberaubendem Blick übers Meer bietet. Allerdings haben wir von anderen Touristen den Tipp bekommen, dort besser selbst ins türkisfarbene, komplett klare Wasser zu springen, mit einem Boot zu verborgenen Buchten zu fahren und inmitten von Fischschwärmen zu schnorcheln. Das zu erleben, sei unmittelbarer. Es war ein guter Plan.

Die Bootstour hätten wir online vorab mieten können, aber wir waren dann froh, spontan zum Hafen gefahren zu sein, denn die Vor-Ort-Preise waren etwas günstiger als die im Internet: Wir zahlten für die zweieinhalbstündige Tour 30 Euro für einen Erwachsenen und 25 für ein Kind. Unterwegs von Tropea nach Capo Vaticano waren wir auf einem Schlauchboot, auf dem bis zu 30 Menschen passen. Zum Glück aber waren an unserem Ausflugstag deutlich weniger Menschen dabei.

Tropea, vom Meer aus

Gleich die ersten Meter auf dem Meer begeisterten uns immens: Der Blick auf Tropea und seinen Strand ist atemberaubend. Wir sahen die 40 Meter hohen Felsen, die hinter dem Strand mit seinen zahllosen bunten Schirmen steil in die Höhe ragten. Am oberen Rand der Klippen schienen die bunten, malerischen alten Gebäude der Stadt aus den Felsen herauszuwachsen. Was für ein wunderschöner Anblick!

 

Auf unserer Bootsfahrt entlang dieser zauberhaften Küste voller Klippen, Buchten und Grotten hielten wir drei Mal zum Schnorcheln im badewannenwarmen kristallklaren Wasser, und tatsächlich schwammen und tauchten wir mitten in Fischschwärmen. Das machte Spaß, und ich hätte zuvor nicht erwartet, dass wir in Europa ein solches Schnorchelerlebnis haben könnten. Übrigens sahen wir während der Fahrt auch unscharf, aber unverkennbar in der Ferne den Vulkan Stromboli.

Nach der Fahrt sahen wir uns Tropea vom Festland aus an. Wir ließen uns durch die zauberhaften Gassen treiben, was uns komplett glücklich machte. Was für ein lebhaftes Straßenleben, was für Häuser und Bauwerke! Am meisten beeindruckte uns die Kirche Santa Maria Dell’Isola auf einem mächtigen Sandsteinfeld.

Auf dem Corso Vittorio Emmanuele liefen wir in Richtung Meer. Am Ende standen wir an einer Brüstung mit seitlichem Blick auf die Santa Maria dell’Isola und hatten obendrein einen Hammerausblick auf das Wasser und den Strand, den wir wenige Stunden vorher schon vom Meer aus gesehen hatten. Spannend, dieser Perspektivwechsel! Auch in Tropea gönnten wir uns nochmal einen Tartufo. Mmh!

 

Ungeheuer(lich) schön: Skylla

Unser dritter Ausflug führte noch ein Stück weiter. Erste Station des Trips Nummer drei war das für seinen Schwertfischfang bekannte Fischerörtchen Skylla. Der Ort ist noch für Weiteres berühmt: Für betörenden Frauengesang hier, an seinem Ufer an der Meerenge zwischen der italienischen Festlands-Stiefelspitze und dem sizilianischen #Messina. Davon wurden einst die Seeleute angelockt. Wenn sie gekommen sind, schlug das Ungeheuer Skylla zu, mit dem Oberkörper einer jungen Frau und dem Unterleib aus sechs Hunden, um die Seeleute zu töten. Grundsätzlich soll es auf dem Felsen im Bild hinter mir gehaust haben. Odysseus aber konnte es nicht fassen, so schrieb es Homer auf, er segelte mit einem Trick vorbei: Er ließ seiner Mannschaft mit Wachs die Ohren verschließen und sich am Schiffsmast fesseln, um den Sirenen nicht zu erliegen.

All das soll sich vor 3000 Jahren im heute höchst beschaulichen und malerischen Fischerort Scylla zugetragen haben. Die einzige Sirene, die wir heute gehört haben, war die meines Sohnes, als ihm bei Hitze und Wind das Zitroneneis im Rekordtempo vor den Augen weggeschmolzen ist. Ein Ungeheuer ist trotzdem nicht gekommen.

Reggio Calabria: Der schönste Kilometer Italiens

Wir fuhren noch ein Stück weiter, ins fast 200.000 Einwohner große Reggio Calabria, der früheren Hauptstadt Kalabriens. Hier nämlich soll der schönste Kilometer in ganz Italien (eigentlich 1,7 Kilometer lang) verlaufen, zumindest nach Ansicht des Dichters Gabriele D’Annunzio.

Als wir ankommen, empfand ich ein Flair wie in Los Angeles, denn: Beim schönsten Kilometer Lungomare Falcomatà handelt es sich um eine weitläufige, palmengesäumte Uferpromenade, die vorbei an großartigen figürlichen Skulpturen und mit viel Freiheit verläuft. An der Straßenseite wachsen daneben uralte Riesenbäume – eine Schau sind die!

Was mich aber am meisten beeindruckte: Der Blick übers Meer nach Sizilien, das man von hier einfach bestens sieht. Das Wissen, ganz unten an der Stiefelspitze zu stehen und einfach zu der Insel rüberschauen zu können – einem Punkt auf der Landkarte, den man aufgrund seiner Exponiertheit besonders gut kennt – das warf mich um. Ein tolles Erlebnis, hier zu sein.

Ansonsten fanden wir es schön, jetzt auch mal in einer größeren Stadt bummeln gehen zu können. Allerdings: Bis 17 Uhr waren die Bürgersteige hochgeklappt, erst danach kehrte Leben ein im eleganten Corso Giuseppe Garibaldi, der Einkaufsmeile Reggios. Wir kauften hier ein paar Klamotten und gingen nach ausdrücklichem Wunsch der Kinder bei Burger King essen, der tollerweise in einem Kino untergebracht war.

Blick von der Stiefelspitze nach Sizilien

Was hier noch besonders sehenswert ist: Das Museo Nazionale della Magna Grecia, das die Bronzestatuen von Riace aus dem 5. Jahrhundert vor Christus beherbergt, die die griechische Geschichte Kalabriens bezeugen.

Auch jetzt, ein paar Monate nach dem Urlaub, denke ich viel an diese Ausflüge zurück. Obwohl mir Tropea am besten gefallen hat, kommt mir der Blick von Reggio Calabria nach Sizilien nicht aus dem Kopf – der ist einfach unglaublich!

Ich kann einen Urlaub an der Stiefelspitze wärmstens empfehlen – ob mit Kindern oder ohne. Wir haben viel Energie getankt und es einfach genossen, dort zu sein.

Welche Gegend Italiens könnt Ihr empfehlen?

6 Kommentare bei „Kalabrien-Familienurlaub: Ausflüge zu Pizza in Pizzo und zu Tartufo in Tropea“

  1. Danke für diese tollen Eindrück, wir liebäugeln schon lange mit der Gegend. Ich würde so gerne hin! Ich hoffe, ich kann die Familie überzeugen! 😀

    1. Da drück ich die Daumen, es ist wirklich herrlich an der Stiefelspitze!

  2. Tolle Bilder, wir lieben Italien auch. In Kalabrien waren wir noch nie.

    1. Ganz lieben Dank! Ich kann es nur empfehlen!

  3. Wie hieß denn euer Hotel?

    1. Wir waren im Tui Magic Life Calabria!

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