Geschwister sind immer füreinander da, haben sie gesagt. Deine Tochter hat immer einen Spielkameraden, wenn sie kein Einzelkind bleibt. Das gilt fürs ganze Leben, da ist immer jemand, der zu ihr hält. “Ein Verbündeter für die Ewigkeit, sogar wenn Ihr nicht mehr da seid!” Haben sie gesagt, und ich hab mir das so vorgestellt.
Jetzt sind die Geschwister 6 und 8, und was soll ich sagen? Sie gönnen einander nicht die Butter auf dem Brot, den trockenen Platz unterm Regenschirm und die doppelte Star-Wars-Sammelkarte erst recht nicht. Der eine stopft sich noch die restlichen Nudeln in den Mund, obwohl er gerade betonte, satt zu sein – nur damit die andere sie nicht kriegt. Und da war die Frage im Freundebuch. „Was ist das ekligste, das du je gesehen hast?“, stand da. „Mein Bruder“, schrieb meine Tochter, ohne lang zu überlegen.
Gestern Händchenhalten, heute Streiten wie die Flickschuster
Dabei hatte es so gut angefangen. Meine Kinder waren einmal Vorzeige-Geschwister. Liebevoll zu- und stolz aufeinander. “Alle beide!”, hieß es, wenn nur einer auf meinem Schoß saß und der zweite auch dort sein wollte. Dann rückte der, der bereits einen Platz hatte, ein Stück zur Seite, damit sich auch der andere dazukuscheln konnte. Als der kleine Bruder auch in den Kindergarten kam, war die Große fürsorglich ohne Ende. Händchenhaltend saßen sie nebeneinander im Morgenkreis, und auch bei den Spielen mit ihren Freundinnen bezog sie den Kleinen immer ein, bis er eigene Freunde gefunden hatte.
Wie es kam, dass die beiden jetzt Tag für Tag, von früh bis spät, streiten wie die Flickschuster – das weiß ich nicht. Auf einmal aber war es da, diese ständige Zankerei um alles, dieses Unfairfinden, die Tatsache, dieses Nichtgönnen und dieses Sabotieren von allem, was dem jeweils anderen Spaß macht. Einmal haben sie sogar darüber gestritten, wer mehr streitet. Das war dann ein Meta-Streit.
Geschwisterstreit: Zwischen Flehen und Erpressen
Ich bin dann immer ziemlich hilflos und wechsle zwischen gutem Zureden und Flehen und Schimpfen und Erpressen. Ich versuche, Aktivitäten zu finden, die beide mögen und für die beide mitmachen müssen. Und wenn es mir zu viel wird, gehe ich raus aus dem Wohnzimmer mit den Worten „Ich kann und mag es nicht mehr hören.“ Einmal hab ich mich dann ins Schlafzimmer verzogen, die Tür hinter mir zugeknallt und die Decke übern Kopf gezogen.
Das hat sie beeindruckt. Einige Zeit später klopfte es leise an der Tür. „Mama, wir haben was für dich“, sagten sie, ausnahmsweise mal wie aus einem Mund. Ich öffnete die Tür. Meine Süßen hatten mir je ein Bild gemalt, „damit du dich nicht mehr so ärgerst.“ War das süß! Und süß waren sie dann auch zueinander, den ganzen restlichen Tag. Naja, jedenfalls bis zum nächsten Streit.
Ihr Lieben, wie ist es bei Euch? Pure Harmonie oder ebenfalls Zoff-Geschwister? Habt Ihr Tipps, wie wir besser damit umgehen können?