Als ich früher für eine Lokalzeitung gearbeitet habe, habe ich alle Jahre wieder darüber berichtet, dass viele Haus- und Wildtiere und auch die Kühe und Schweine in der Landwirtschaft mit Angst und Panik auf die Knallerei in der Silvesternacht reagieren: Die Böllerei ist schwer einzuordnen für sie. Heute liest man häufiger, dass traumatisierte Flüchtlinge aus Kriegsgebieten den Krach kaum ertragen können. Und dass man das viele Geld, das alljährlich auf diese Weise in Minuten verbrannt wird, besser für Brot statt Böller ausgeben kann, ist auch nichts Neues.
Als Studentin war ich selbst verstört, als ich in der Silvesternacht zu Großveranstaltungen gehen wollte: Viele Betrunkene, die Böller, Glasflaschen und sich selber in die Menge werfen, haben mir den Spaß daran verdorben – ich habe fortan nur noch auf privaten Partys in kleinerem Kreis gefeiert. Haustiere haben wir nicht. Aber jetzt, als Mama, sehe ich, wie verstört meine Kinder sind, wenn es knallt. Mein 4-Jähriger, der sich im vergangenen Jahr so auf das Feuerwerk gefreut hatte, lief sofort in unsere Wohnung zurück, als es begonnen hatte: Dieser Lärm, der Rauch, das Gekreische der angeheiterten Partygäste, das hatte ihn sehr verängstigt.
Die Lösung: Ein großes Feuerwerk für alle?
Klar, ich will kein Spaßverderber sein, und wer mich besser kennt, weiß, dass ich eine gute Party im Leben nicht verpassen will. Dennoch, dass in den Niederlanden in den vergangenen Jahren einige Städte privates Feuerwerk verboten hatten und stattdessen ein großes in der Innenstadt gezündet wurde – das hielte ich auch in Deutschland für eine gute Idee. Dann gäbe es für jeden, der will, den bunten Lichterregen am Himmel zu bewundern. Und Müll würde nur in den Stadtzentren entstehen und nicht an jeder Straßenecke. Die verdiente Ruhe in Altersheimen, Krankenhäusern und Flüchtlingsheimen würde ebenfalls kein Halbstarker mit wildem Gekrache stören. Und, mal ehrlich: Wer kann ernsthaft Spaß haben an so einer Böllerei im Bewusstsein, dass andere Menschen darunter leiden? Überhaupt: Das Leiden kann sich auch erst später einstellen. Immerhin jagen wir Deutschen Böller im Wert von 100 bis 150 Millionen Euro in die Luft, wobei rund 4500 Tonnen gesundheitsschädlichen Feinstaubs freigesetzt werden. Das ist 15,5 Prozent der jährlich im Straßenverkehr freigesetzten Feinstaubmenge.
Raclette und gute Laune
Wir feiern in diesem Jahr Silvester im kleinen Kreis, bei Raclette, mit Gesellschaftsspielen und lustiger Musik. Wir werden ein Kinder-Tischfeuerwerk haben und einen witzigen Abend verbringen. Ich bin ganz sicher: Es wird ein Feuerwerk der guten Laune!
Ich gebe Dir völlig Recht! Unsere Katzen geraten in Panik bei der Knallerei, und die Pferde in unserem Reitstall drehen völlig durch – zumal es offenbar angesagt ist, direkt neben den Koppeln zu knallen. Vom Müll will ich gar nicht reden. Die Herrschaften denken nicht im Traum daran, den Abfall wegzuräumen. Das heißt, dass unser Gehweg, die Straße vor unserem Haus sowie der Garten vermüllt werden, was wir dann notgedrungen wegräumen müssen.
Vielleicht liegt es daran, dass ich in diesem Jahr aufmerksamer diesem Thema gegenüber war, oder – was schön wäre – es hat sich da im Bewusstsein der Menschen tatsächlich einiges bewegt. Ich habe selbst auch die Petition gegen Privatfeuerwerk unterzeichnet und konnte in vielen Communities jede Menge Kommentare lesen, dass es ganz vielen Menschen ähnlich geht: Schluss mit Lärm, Müll und Umweltbelastungen! Ich bin sehr froh, dass die “Feuerwerksgegner” nicht dazu schweigen und hoffe, dass die Thematik auch nach Silvester brisant und aktuell bleibt und nicht übers Jahr untergeht, bis dann in knapp 365 Tagen wieder pötzlich die Erinnerung einsetzt…