“Mama, wann kommt endlich der Weihnachtsmann?”, fragte meine Tochter auf dem Heimweg vom Kindergarten.
“Äh, der kommt gar nicht”, sagte ich. “Zu uns kommt doch das Christkind! In wenigen Tagen!”
“Aber bei Noah und Sophie kommt der Weihnachtsmann an Weihnachten. Ich will, dass er auch zu uns kommt!”
Seit unserem Umzug von München nach Franken leben wir mit unserer katholisch-altbayerischen Weihnachts-Weltanschauung in der Diaspora. Hier sind wir von vielen Protestanten umgeben, die überwiegend dem Mann mit dem aufgeklebten Rauschebart huldigen. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass uns das betreffen würde – und daher erwischt es uns eiskalt, dass unsere Tochter im Kindergarten den Weihnachtsmann kennenlernt, der als Werbeikone von Coca Cola noch berühmter wurde als ohnehin schon.
“Süße, du weißt doch, dass an Weihnachten Jesus geboren wurde, als das Christkind. Wir feiern seinen Geburtstag an Weihnachten. Dann besucht er uns und bringt uns Geschenke.” Ich hoffe, das war überzeugend, denn für meinen Mann und mich ist die Frage nicht verhandelbar, wer der offizielle Überbringer der Playmobil-Kutsche, der Meerjungfrauen-Flossendecke und des PJ-Masks-Headquarters ist.
Geheimnisvoll, unerklärlich, leise – das Christkind
Das Christkind ist geheimnisvoll, unerklärlich, leise – während der Weihnachtsmann im Supermarkt die Kunden von morgen “ho, ho ho!” rufend ans Geschäft binden will. Vom Christkind gibt es hingegen kaum Bilder, vom Nürnberger Christkindlesmarkt mal abgesehen, den alle Jahre wieder ein kostümiertes Mädchen mit Wallehaaren eröffnet. Nein, das Christkind kommt heimlich in der stillen Nacht – der vielleicht einzigen Nacht im Jahr, wo es wirklich um Seligkeit, Atmosphäre, Glück, Liebe geht. Es beschenkt uns, während wir in der Kirche sind. Die Kinder sind ein wenig enttäuscht, weil sie keinen Blick auf den mystischen Schenker werfen konnten – aber da trösten dann die vielen Gaben unterm Weihnachtsbaum hinweg.
In dieser glücklichen, seligen Atmosphäre will ich keinen „ho, ho, ho”-rufenden Kerl im Wohnzimmer haben, denn das Christkind gibt mehr als nur Geschenke: Es lässt uns daran denken, dass es noch um anderes geht an Weihnachten.
Gut zu wissen: Christkind versus Weihnachtsmann
Wer ist der Weihnachtsmann?
Sein Bild hat sich im 19. Jahrhundert entwickelt, seine Erscheinung lässt sich auf den heiligen Nikolaus, den Bischof von Myra, zurückführen. Während Nikolaus jedoch asketisch aufgetreten ist, trug der Weihnachtsmann in den USA wärmende Mäntel jeder Couleur. Im Zuge der Coca-Cola-Weihnachtswerbung setzte sich ab 1931 das Outfit mit dem roten Kapuzenmantel und dem weißen Pelzbesatz durch, dazu bekam Santa Claus Pausbacken und Rauschebart verpasst.
Was ist das Christkind?
Der Reformator Martin Luther hatte sich um 1535 über die Nikolaus-Verehrung geärgert- und setzte das Christkind als neuen Gabenbringer ein. Das überzeugte auch die Katholiken – allerdings erst ab 1900. Kurioserweise wechselten Christkind und Nikolaus in der Folge die Seiten: Kinder im überwiegend katholischen Süden und Westen lassen sich seither von Luthers Christkind beschenken, im Osten und Norden hingegen bringt der Nikolaus in seiner neuen Gestalt als Weihnachtsmann die Gaben.
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– Was wir Eltern uns an Weihnachten anhören müssen. Und:
– Die 10 Höhepunkte von Heiligabend.
Bei uns kommt auch das Christkind. Den Weihnachtsmann gibt es zwar auch und er verteilt ebenfalls an Weihnachten Geschenke, aber er ist ja auch der “Helfer vom Christkind”. So erklären wir das zumindest und so haben wir es auch selbst von unseren Eltern erzählt bekommen. Ich finde das auch vollkommen in Ordnung, weil das Christkind ja auch Hilfe in der Weihnachtszeit gut gebrauchen kann. So backt es mit den Engeln Plätzchen und man sieht es von der Erde aus, wenn der Himmel rot ist und der Weihnachtsmann unterstützt das Christkind eben bei allem. Im Prinzip ist er eine Art Handlanger bzw. eben der Helfer. Das gefällt mir auch besser als eine Variante, wo zu manchen Familien das Christkind kommt und zu anderen der Weihnachtsmann =^_^=
Liebe Nadine,
toller Artikel! Also bei uns kommt ebenfalls das Christkind. Das war schon immer so und wird auch so bleiben schätze ich. Mit dem Weihnachtsmann assoziiere ich Coca Cola Werbung und hat für mich mit Weihnachten nichts zu tun. Es heisst bei uns übrigens auch Christbaum und nicht Weihnachtsbaum 😉 vielleicht ist das auch so im tiefen Schwabenland. 😉
Grüße und schöne Weihnachten
Yvi
Wir sind evangelisch und in unserer Gegend kommt einfach das Christkind. Das war schon immer so und ich kriege immer sooooo nen Hals, wenn im Kindergarten immer vom Weihnachtsmann gesprochen wird.
LG Anke
Wow, in unserer hochkatholischen Gegend hast Du so viel mit dem Weihnachtsmann zu tun? Na da bin ich ja gespannt, was noch so auf uns zukommt.
Aktuell ist jeder Kerl in rotem Mantel und weißem Bart der Nikolaus. Dazu werden noch fleissig Nikolauslieder geträllert 😀
Ich hab mir auch schon ein wenig Gedanken gemacht. Letztlich kam bei uns, als wir Kinder waren, immer das Christkind und das soll auch so bleiben. Ich hatte schon überlegt ob ich den Weihnachtsmann zum Helfer vom Christkind machen soll.Und wie ich oben beim Beitrag vom Bloggerbienchen gelesen habe, bin ich nicht allein mit dieser Idee! 😉
Ich will hier als Humanstin nicht die Party-Crasherin geben, aber von Menschen erdacht sind im Endeffekt beide Figuren.
Bei uns kommen die Geschenke von uns, den Großeltern und den sonstigen realen Personen. Das nimmt Weihnachten kein bisschen vom Zauber. Denn wir zelebrieren es als das größte Fest der Familie. Wir füreinander sind wichtig, nehmen uns Zeit für uns und suchen füreinander liebevoll Geschenke aus. Wir machen uns Gedanken um den anderen, hören zu, suchen das Passende.
Hängt die Magie von Weihnachten wirklich davon ab, wer die Geschenke bringt? Ich weiß, dass für Euch, Nadine, Weihnachten viel mehr ist. Umso weniger würde ich es dann aber an dieser einen Gestalt festmachen.
Wir sind durch und durch protestantisch und zu uns kommt auch das Christkind. Stille Nacht, heilige Nacht…