Dein Baby als dein Coach: Was du von den Kleinsten für den Beruf lernen kannst

Was Babys mit erfolgreicher Führung, Kommunikation und Lernkultur im Job zu tun haben? Eine ganze Menge, sagt Stefan Rippler, Berater, Autor des Buches “Das Babyprinzip” und begeisterter Vater. Er ist überzeugt, dass wir von unserem Nachwuchs das Lernen lernen können – immerhin erwirbt dieser jeden Tag neues Wissen und verliert nie die Freude am Endecken! Im Interview erklärt Stefan, was wir uns von den Kleinsten für unser Business in Sachen Geduld, klarer Kommunikation oder der Fähigkeit, aus Misserfolgen zu lernen, dringend abschauen sollten.

“Babys sind Meister des Lernens”

Mama und die Matschhose: Stefan, welche Eigenschaften oder Verhaltensweisen von Babys sind besonders wertvoll für uns als Berufstätige?
Stefan Rippler: Babys sind wahre Meister des Lernens, der Kommunikation und der Resilienz. Sie zeigen uns, wie essenziell Neugier, Fehlerfreundlichkeit und unvoreingenommene Kommunikation sind. Sie probieren Dinge aus, scheitern und machen weiter – genau diese Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen, ist im modernen Berufsleben unerlässlich. Zudem verfügen Babys über eine natürliche Begeisterungsfähigkeit, die sie in allem, was sie tun, antreibt. Auch ihre Fähigkeit, Bedürfnisse klar zu äußern, ist ein wertvolles Vorbild für transparente Kommunikation im Job​.

Mama und die Matschhose: Bedeutet deine These, dass wir für unsere Jobs von Babys lernen können, im Umkehrschluss, dass Kinder uns in gewisser Weise „führen“ – so, wie es gute Führungskräfte tun sollten? Sollte die Erziehung idealerweise nicht andersrum verlaufen?
Stefan Rippler: Meine These ist nicht, dass Babys uns führen, sondern dass wir uns in Sachen Führung vieles von ihnen abschauen können: Babys sind in vielerlei Hinsicht Vorbilder für effektive Führung. Sie kommunizieren klar, sind emotional authentisch und reagieren sofort auf ihr Umfeld. Ihre Art, durch Interaktion und Bindung Vertrauen und Netzwerke aufzubauen, entspricht modernen Leadership-Prinzipien. „New Leadership“ betont Eigenschaften wie Authentizität, emotionale Zugänglichkeit und den Mut, Fehler zuzulassen. All das zeigen Babys intuitiv. Natürlich geht Erziehung eigentlich andersherum und Babys brauchen uns, denn allein würden sie nicht überleben, aber die eigentliche Frage ist: Warum sollten wir nicht auch von denen lernen, die diese Führungsfähigkeiten noch in Reinform besitzen? Mein Kernaufruf ist also: Mache dein inneres Baby zu deinem Coach.

Nutze Fehler zum Lernen!

Mama und die Matschhose: Welche Lektionen über Geduld können wir für unseren Beruf aus dem Umgang mit einem Baby ziehen?
Stefan Rippler: Babys sind die besten Lehrer für Geduld. Sie fallen unzählige Male hin, bevor sie laufen lernen, und wiederholen immer wieder dieselben Versuche. Diese Fähigkeit zur Beharrlichkeit ist im Berufsleben Gold wert. Erwachsene geben oft zu schnell auf, weil sie sofortige Ergebnisse erwarten. Doch wahres Lernen und Entwicklung geschehen in kleinen, kontinuierlichen Schritten. Geduld im Berufsleben bedeutet also nicht nur, auf Ergebnisse zu warten, sondern auch, langfristige Entwicklung zu fördern und Fehler zum Lernen nutzen: Immer und immer wieder​.

Mama und die Matschhose: Viele Eltern wünschen sich ja, dass das Baby endlich sprechen kann, um noch besser auszudrücken, was seine Bedürfnisse sind. Hilft diese eher non-verbale Zeit mit dem Kind weiter in Sachen Kommunikation im Beruf?

Stefan Rippler: Absolut! Nonverbale Kommunikation ist ein unterschätztes Tool im Business-Kontext. Babys zeigen uns, wie wichtig es ist, auf Körpersprache, Mimik und Gestik zu achten. Viele Kommunikationsprobleme in Unternehmen entstehen nicht durch fehlende Worte, sondern durch mangelnde Sensibilität für nonverbale Signale. Wer gelernt hat, auf subtile Zeichen zu achten – sei es bei Babys oder im Beruf – kann sich besser auf sein Gegenüber einstellen und empathischer reagieren​.

Mama und die Matschhose: Babys lernen durch ständiges Ausprobieren und Scheitern – können wir uns das auch im Beruf leisten?
Stefan Rippler: Ja, und nicht nur das – wir sollten es sogar aktiv fördern! Unternehmen, die eine „Fehlerkultur“ pflegen, sind innovativer und erfolgreicher. In Start-ups gibt es beispielsweise „Fuck-up Nights“, bei denen Menschen von ihren größten
Misserfolgen erzählen, um voneinander zu lernen. Scheitern ist nicht das Gegenteil von Erfolg, sondern ein Teil davon. Babys denken nicht darüber nach, ob sie sich blamieren – sie probieren einfach. Diese Haltung bringt uns im Berufsleben enorm
weiter​.

Business- als Eltern-Ratgeber

Mama und die Matschhose: Besteht die Gefahr, dass wir nach der Lektüre deines Buches in der Familienzeit nun vor allem darauf achten, welche Business-Lektionen wir aus dem Familienalltag ziehen können – und dadurch den eigentlichen Fokus auf das Elternsein verlieren?

Stefan Rippler: Mein Ansatz ist nicht, Eltern zu Managern zu machen, sondern vielmehr, ihnen zu zeigen, dass sie in der Elternrolle bereits viele essenzielle Business-Skills trainieren – oft ohne es zu merken. Die Idee ist nicht, die Familienzeit durch eine Business-Brille zu betrachten, sondern eher zu erkennen, dass Erlebnisse mit Kindern wertvolle Lektionen für viele Lebensbereiche enthalten und dass alle Fähigkeiten, die wir für Business-Erfolg brauchen, schon von Baby-Tagen an in uns stecken. Wenn Eltern bewusster auf diese Parallelen achten, können sie sowohl im Job als auch privat entspannter und souveräner agieren​. Das Buch könnte man also auch als eine Art Eltern-Ratgeber verstehen.

Das Baby-Prinzip ist im Vahlen-Verlag erschienen, 208 Seiten schwer und kostet 18,90 Euro.

Ein Kommentar bei „Dein Baby als dein Coach: Was du von den Kleinsten für den Beruf lernen kannst“

  1. Das sind wertvolle Impulse, danke dafür! Ich glaube auch, wenn wir es schaffen, die Welt so offen und „neu“ zu sehen wie ein kleines Kind, dann werden wir Tolles entwickeln.

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