Kein Lebkuchen im Altweibersommer!

Sie haben einen Trick gegen Nörgler wie mich: Sie nennen Lebkuchen neuerdings „Herbstgebäck“. Wie aber nennt die Weihnachtsgebäck-Industrie die Schokoweihnachtsmänner, die ich ebenfalls schon vereinzelt im Supermarkt-Regal habe stehen sehen? Herbstheinzel?

Alle Jahre wieder … Lebkuchen-Frühstart

Es nervt mich alle Jahre wieder, dass spätestens um die 35. Kalenderwoche herum , in einer Zeit also, in der ich mich täglich zwischen Vanille- und Schokoeis entscheiden muss, die Regale im Discounter voll sind mit Dominosteinen, Spekulatius, Schokoweihnachtsmännern und Lebkuchen. Ich habe es satt, meinen Kindern jedes Jahr wieder erklären zu müssen, dass ich nicht verstehe, warum Herr Aldi und Frau Edeka diese Dinge schon anbieten, obwohl noch lange nicht Weihnachten ist – und dass sie deswegen noch nicht im Einkaufswagen landen. Aber sie dürfen sich stattdessen ein Eis aussuchen. Ich fände es nämlich schade, wenn sich die Kinder bereits ab Ende August mit Plätzchen und Lebkuchen vollstopfen, um dann im Advent nichts Besonderes mehr an diesen Leckereien zu finden. Der Advent ist die Wartezeit auf Weihnachten, dann – und erst dann – verkürzen sich die Kinder das Warten, indem sie täglich ein Türchen im Adventskalender öffnen. Indem es Lebkuchen und Stollen gibt. Ich finde: Es stärkt den Charakter, Ende November an einem ungeöffneten Adventskalender vorbeizugehen. Und es erhöht die Vorfreude – erst auf den Advent, dann auf Weihnachten, wo immer mehr genascht werden darf.

In einem Kinderlexikon wird erklärt, dass die Wochen vor Weihnachten „früher“ zur Besinnung und Umkehr genutzt wurden. Warum „früher“? Weil Besinnung nicht mehr zeitgemäß ist? Weil immer weniger wissen, was an Weihnachten eigentlich gefeiert wird?

Eis statt Lebkuchen

Es hat doch nichts mit volkstümelnder Verklärung alter Zeiten zu tun, wenn man sich darauf besinnt, dass alles seine Zeit hat. Der Rhythmus gehört zum Leben des Menschen dazu. Was passiert, wenn dieser Rhythmus durcheinandergerät, erfährt jeder Fernreisende, der nach einem Interkontinentalflug einen Jetlag hat, jede Mutter, deren Kinder die Nacht zum Tag machen. So hat die Evangelische Kirche Recht, wenn sie im Rahmen ihrer Aktion „Advent ist im Dezember“ feststellt, das permanente Angebot typischer Adventswaren könnte zu einer Störung gewohnter Rhythmen und zur Bedeutungslosigkeit des Advents im Privaten führen.

Wir machen nicht mit. Ich werde jetzt Aktivistin der Facebook-Gruppe „Kein Lebkuchen vor dem 1. Advent“ – und greife definitiv nicht zu „Herbstgebäck“. Dafür gibt’s gleich Eis für alle. Schönen Restsommer noch!

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