Ja, wir müssen happy sein: Wir sind bisher gesund durch die Corona-Krise gekommen. Dennoch gab es etwas, das mich zunächst aus der Bahn geworfen hat. Mehr als über den verlorenen Südtirol-Urlaub in den Osterferien und die viele verlorene Arbeitszeit aufgrund der Kinderbetreuung durch den Lockdown habe ich persönlich darum getrauert, dass mein Sohn keinen vernünftigen Abschied vom Kindergarten haben würde. Es sah viele Wochen so aus, als würde er gar nicht mehr in den Kindergarten gehen, als sei Freitag, der 13. März 2020, sein letzter Kindergartentag gewesen, als würde es im September nahtlos vom Lockdown in die Schule gehen.
Während seine Schwester als Vorschulkind zwei Jahre zuvor mit Ausflug, Übernachtung, Ranzensegnung etc. viele wunderbare Rituale erleben durfte, von denen sie heute noch zehrt, sah es beim Sohn nach Totalausfall aus. Irgendwann aber kam die vergleichsweise erlösende Nachricht, noch vor Pfingsten dürften Vorschulkinder wieder in den Kindergarten gehen. Nach Pfingsten sogar irgendwann wieder alle Kindergartenkinder. (Etwas absurd daran: Die Zweitklässlerin, die in der Schule tatsächlich besser angehalten wird, die Abstände einzuhalten als das Kindergartenkind, durfte erst nach Pfingsten und auch dann nur an bestimmten Tagen für wenige Stunden in ihre Einrichtung. Aber gut, das ist jetzt ein anderes Thema). Ich war wegen des Sohnes also einigermaßen beglückt, denn: Würde doch noch ein richtiger Abschied vom Kindergarten möglich sein? Würde mein Sohn noch einige Male im Bauzimmer Lego mit den Freunden spielen können, was ihm so fehlte?
Lego – leider nur noch wenig
Das mit dem Lego hat noch einige wenige Male geklappt. Er konnte nicht so intensiv spielen wie vor der Corona-Krise, denn die Kinder bildeten nun feste Gruppen und waren in festgelegten Räumen, und er war daher leider nur selten im heiß geliebten Bauzimmer.
Was die Abschiedsrituale betrifft: Die fanden – in anderer Form als in den vergangenen Jahren- statt, aber ich bin unserem Kindergarten wahnsinnig dankbar, dass sich die Verantwortlichen überhaupt liebevolle Schlussakte überlegt haben! Die Frage, ob mein Sohn überhaupt daran teilnehmen konnte, gestaltete sich allerdings spannend, denn: Er hatte wenige Tage vorher Mini-Schnupfen! Der wäre nicht der Rede wert gewesen, wenn nicht Coronazeit wäre. Als ich ihn wegen eines Schnupfens, bei dem nicht mal die Nase lief – er hat sie nur ein paar Mal hochgezogen und drei, vier Mal geniest – krankmeldete, erfuhr ich, dass ein Drittel aller Kinder ebenfalls „krank“ war. Nur wenige der Vorschulkinder waren komplett fit.
Schnupfen ist die neue Krätze
In anderen Zeiten hätte ich den Schnupfen nicht als solchen definiert. In dieser Woche hatte ich Angst, mein Sohn könnte beim Schniefen stigmatisiert werden, als hätte er Krätze. Es hieß auch aus dem Kindergarten: Wer die geringsten Erkältungssymptome hat, darf nicht kommen – auch bei negativem Corona-Test nicht. Die Schnupfen-Regel ist natürlich keine Erfindung der Kita, sondern beruht auf Vorgaben aus München.
Ich hatte statt Erkältungssymptomen einfach nur Panik, mein Sohn könnte das kleine Fest am Freitag wegen des Minischnupfens verpassen. Wie absurd das wäre, bei allem Verständnis für die Folgen der Pandemie…
Jedenfalls löste sich der Schnupfen zum Glück rechtzeitig in Luft auf, und wir wurden vom Kindergarten richtig toll überrascht. Es gab zwar weder Übernachtung noch Ausflug. Aber die Kindergartenkinder durften vormittags ihren Ranzen zeigen; der wurde auch gesegnet. Da waren sie irre stolz. Nachmittags gab es dann ein Fest nur für die Vorschulkinder in der Einrichtung. Das war grandios: Sie durften die Bude komplett auf den Kopf stellen und alles im Kindergarten anstellen, was irgendwie ging. Die Rutsche rutschen, die seit drei Jahren eingerüstet war. In Keller und Dachboden herumstöbern. Mit dem Fahrrad durch die Räume sausen. Es gab Eis und Pizza, so viel sie wollten. Mein Sohn hat wohl sechs Kugeln, garniert mit Marshmallows und Streuseln, verputzt. Dazu eben Pizzapizzapizza. Ein echtes Fest.
Zum Schluss durften wir Eltern auch dabei sein <3
Wir Eltern – und auch das Geschwisterkind – haben die Kinder dann gegen 19 Uhr im Innenhof der Schule getroffen, wo sie uns mit einer eigens in der Corona-Zeit komponierten Kindergarten-Hymne überrascht haben. Kind für Kind durfte sich dann auf einen Thron setzen, wo dann jeder eine kleine Schultüte mit kleinem Geschenk bekommen hat, sowie die gesammelten Werke und Fotos aus der kompletten Kindergartenzeit in einer Mappe. Wunderbar! <3
Ich bin unserem Kindergarten wirklich dankbar, dass sie unseren Kindern und uns Familien dieses Fest bereitet haben. Ich weiß, das ist gerade nicht selbstverständlich – in anderen Kindergärten gab es gar keine Abschieds-Akte, was ich wiederum lieblos finde, denn man sieht ja: Es ist möglich; und uns Familien bedeutet es für diesen einen Tag die Welt.
Also irgendwie kann man dieses erste Schuljahr meines Sohnes in die Tonne treten und hoffen, dass das nächste nur besser wird. Alle Aktivitäten rund um den normalen Unterricht wie Wandertag, Sportfest oder Sommerfest sind ausgefallen. Die Kinder bekommen ihr Zeugnis in die Hand gedrückt und das war’s dann. Und da die Klasse die letzten Monate in zwei Hälften geteilt war, kann auch gar kein richtiges Gemeinschaftsgefühl aufkommen. Es ist schon echt schade und macht mich traurig.
Liebe Grüße Anke
Auf dass das nächste besser wird…. :-/