„Papa, ich hab dein iPad gewaschen“: Wann es Zeit fürs eigene Tablet ist!

Bis vor ein paar Monaten dachte unsere fünfjährige Tochter noch, das iPad des Papas wäre ihr eigenes. Das dachte sie so lange, bis er ihr in einem ausführlichen Gespräch sehr deutlich erklären musste, dass sie zwar mal ein paar Spiele darauf machen darf, dass es ansonsten aber seins ist – und er entscheidet, wann er es hat und wann sie ran darf. Akzeptiert hat sie es nicht – aber verstanden. Seither lautete nämlich ihr innigster Wusch: „Ich möchte ein eigenes iPad.“

Immer wieder erzählte sie uns fortan, dass sie geträumt habe, es wäre Weihnachten und sie habe ein eigenes iPad bekommen – und das nicht erst jetzt im Advent, sondern bereits im Hochsommer. Und abends, auf die Frage, was heute am schönsten war, kam häufig als Antwort: „Der Traum, dass ich ein iPad bekommen habe.“ Irgendwie verständlich, dass sie auch so ein Gerät möchte: Es unterhält sie so gut, und immerhin schauen Mama und Papa auch ständig in eins rein.

Ein Kinder-Tablet: Wir nehmen den Wunsch ernst

Am nächsten Tag wollte sie uns offenbar etwas Gutes tun, um ihrem Wunsch Nachdruck zu verleihen. Freudestrahlend kam sie zu meinem Mann und rief: „Papa, ich habe dein iPad gewaschen.“ Wir wollten schon über den Scherz lachen, doch dann sahen wir das tropfende Gerät in ihrer Hand. Nach drei Schrecksekunden stellten wir fest: Zum Glück hatte sie es nicht ins Wasser getaucht, sondern nur feucht abgewischt. Es funktionierte alles noch, einschließlich Youtube und Kikaninchen-App. Puh. Wir begannen aber, ihren Wunsch ernst zu nehmen (- auch, um ihr nicht mehr unser Gerät leihen zu müssen.) Anlässlich einer langen Autofahrt schafften wir einen kindertaugliches Tablet an: einen Storio Max von Vtech. Allerdings mit gemischten Gefühlen. Ist es nicht zu früh, dass sie so ein Gerät besitzt? Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich sehe, wie selbstverständlich beide Kinder schon mit derartigen Geräten – inklusive meines Smartphones – umgehen können.

Der Umgang mit elektronischen Medien lässt sich nicht verhindern

Ich sprach für einen journalistischen Beitrag für eine Familienzeitschrift mit einem Medienpädagogen über meine Vorbehalte. Er beruhigte mich: Der Umgang mit elektronischen Medien ließe sich gar nicht verhindern, sagte er. Das könne auch gar nicht das Ziel der Erziehung sein. Es müsse vielmehr darum gehen, ihnen einen guten Umgang damit beizubringen. Es sei nicht verwerflich, wenn sie sich an Papas iPad oder gar am eigenen beschäftigen – sofern es ein kreativer Umgang damit ist. Im Idealfall sei ein Tablet ein Werkzeug, wie Pinsel und Farbe.

Was ist pädagogisch wertvoll?

Das klingt gut – aber woran erkenne ich, dass sich mein Kind pädagogisch wertvoll mit einem Gerät beschäftigt statt einfach nur blind zu zocken? Als Faustformel nannte mir der Experte, dass ein elektronisches Spielzeug um so wertvoller sei, je weniger es vorgebe und je mehr ein Kind selbst gestalten müsse. Wenn es Lerninhalte vermittle, Kreativität und Reaktionsfähigkeit oder logisches Denken fördere.

Bei Spiele-Apps habe ich bemerkt, dass es sich lohnt, oft zwei, drei Euro auszugeben anstatt nur die kostenlosen zu wählen, in denen oft viel Werbung steckt. Die kostenpflichtigen Apps sind oft besser entwickelt. Welche genau man wählt – puh. Da sollte man auf Empfehlungen in Elternmagazinen oder dergleichen hören. Ich würde Euch vor alle die Apps rund um den Seemann Fiete empfohlen, die mehrfach preisgekrönt und einfach im besten Sinne verspielt und fantasievoll sind. Da haben bereits 2-Jährige Spaß, dem Kapitän eine Mütze aufzusetzen, Käse aufs Brot zu legen und Autoreifen zu montieren. Die Spiele bestehen aus kurzen Einheiten, das Spiel dauert wenige Minuten. Das ist auch für Kleinkinder okay.

Die Eiskönigin ist auch dabei

Nach unseren ersten Erfahrungen mit dem Storio Max kann ich sagen, dass es ein schönes, robustes Spielzeug für die Kinder ist. Er hat ein paar schöne Programme voreingestellt, etwa eine App, mit der unsere Tochter selbst einen kurzen Film drehen kann, oder ein süßes Malprogramm. Neue Spiele kosten um die 20 Euro und sind somit deutlich teurer als eine Spiele-App für Papas Tablet. Etwa das Spiel „Eiskönigin“ macht aber irre viel Spaß und trifft den Geschmack der Zielgruppe natürlich voll und ganz. Der Anschaffungspreis des Geräts wiederum ist mit rund 85 Euro günstiger als die Tablets der Erwachsenen, was auch in der bescheideneren, für die Zwecke aber ausreichenden Leistungsfähigkeit begründet ist.

Mein Fazit ist: Für die ersten Wischversuche reicht es, wenn Kinder kein eigenes Tablet haben, sondern das von Papa oder Mama kindgerecht aufgerüstet und mit liebevollen Apps ergänzt wird. Wer die Kinder aber lieber nicht ans eigene Gerät lassen will, aus Gründen (siehe oben) – der tut sich keinen Abbruch, wenn er ihnen ein eigenes, wirklich kindertaugliches schenkt und sie unter Aufsicht kreativ damit umgehen lässt. Wir haben unseren Kauf nicht bereut und lassen die Kinder vor allem bei langen Autofahrten, im Wartezimmer des Arztes oder auch mal zur Entspannung nach einem anstrengenden Kindergartentag spielen. Sie scheinen mir dann in bester Weise beschäftigt zu sein.

5 Kommentare bei „„Papa, ich hab dein iPad gewaschen“: Wann es Zeit fürs eigene Tablet ist!“

  1. Vielen Dank für die Einblicke; die Sichtweise eines Medienpädagogen ist sehr hilfreich.
    Mein kleiner Mann ist noch keine zwei Jahre alt, darf aber trotzdem die Apps auf dem Smartphone verwenden. Ich bin erstaunt, was er schon alles hin bekommt! Fiete ist natürlich auch mit dabei. Hier gibt’s noch ein paar Apps, die ich empfehlen kann – und eigene Gedanken zu dem Thema Medienkonsum: https://lifeaintover.de/2016/12/08/spiel-und-lern-apps-fur-1-jahrige-wortschatz-smartphone-tablet/

  2. Ich hab erst mal einen Schreck bekommen.
    Das Tablet gewaschen? Oh nein, das Teil ist kaputt.
    Zum Glück hat sie es nur abgewischt.
    Ich muss ja sagen das wir selbst zwar eines haben, es aber sehr selten nutzen. Joschua hat nun seit seinem Geburtstag ein eigenes Tablet, ncht aber weil er eines wollte oder weil wir Elektronikspielzeug bei ihm gut finden, sondern eigentlich nur wegen längeren Autofahrten. Durch die Elternkontrolle können wir einstellen wie lange er daran bleiben darf und mit den Apps und Spielen die darauf sind kann er zusätzlich noch etwas lernen. Ich muss sagen zu Hause verwendet er es eigentlich nie, sondern beschäftigt sich mit anderen Dingen. Mal schauen wie viele Jahre es noch gut geht das Elektronikspielzeug und Fernseher für ihn keine Rolle spielen.
    Grüße Marie

  3. Hey, ich finde den Artikel sehr gut! Endlich mal ein wenig Aufklärung 😉
    Ich frage mich auch so oft bei meinem Zwerg schon (gerade mal 20 Monate) wo das hinführen soll. Sobald er ein Telefon oder PC sieht ist es meist um ihn geschehen… Vor allem mein Vater findet das ganz schlimm und versteht das gar nicht, dass ich da nicht konsequent dagegen etwas mache. Aber wie auch, der Laptop ist mein Arbeitsgerät!
    Ich versuche natürlich noch so lange wie möglich das stark einzuschränken und kein eigenes Gerät zu kaufen. Bei Kleinkindern finde ich das echt noch früh. Aber der Artikel war sehr gut – wir müssen es eben akzeptieren und lernen richtig damit umzugehen!
    Viele Grüße

  4. Sehr schöner Beitrag!
    Ich (hoffe) denke wir sind da noch lange nicht so weit..der Kleine ist ein Jahr.
    Und eigentlich mag ich das überhaupt nicht! Allerdings, sind wir nicht gerade die besten
    Vorbiler in der heutigen Zeit…also lässt sich es wohl kau vermeiden.
    Ich möchte trotz allem meinem Kind “das draussen spielen” zeigen ☝️ 😉 aber ob das dann
    alles so klappt….

    Liebe Grüße

    Yvi

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