Werbung Ich gestehe: Bisher habe ich die Kindersitze fürs Auto immer übers Internet bestellt. Ich habe Testberichte gelesen, Preise verglichen, die Farbe gewählt, bestellt. Naja, und jetzt bin ich schlauer und würde es so nicht mehr machen.
Ich hatte das Glück, bei einer Blogger-Ausschreibung ausgewählt worden zu sein, um mir im Nürnberger Laden „Babyleicht“ nach einer ausführlichen Beratung einen Autositz für meine Süße auszusuchen. „Babyleicht“ gehört zu den „Kindersitzprofis“, einem Verbund aus erfahrenen Fachhändlern. Es ist selbstverständlich, hier einen Beratungstermin wahrzunehmen, bevor der passende Sitz gekauft wird; die „Katze im Sack“ gibt es hier nicht.
Den Termin haben wir praktischerweise online gebucht. Vor Ort habe ich schließlich viel gelernt bei Maggie und Oliver Horn, den vierfachen Eltern, denen der Laden in der Nürnberger Julius-Loßmann-Straße 32 gehört: zunächst einmal, dass es beim Kindersitz-Kauf auf mehr Dinge zu achten gilt als auf Testurteile und die Farbe. Und noch mehr habe ich erfahren.
Erkenntnis Nummer eins: Genau wie eine Jeans nicht jedem passt, passt auch ein Sitz mit Gurt nicht jedem. Manche Kinder haben eine langen Hals, eine kurzen, sind schmaler, dicker, größer, kleiner als der Durchschnitt. Gurte müssen, vom Sitz geführt, in richtiger Höhe und so nah wie möglich am Hals liegen, damit sie nicht von der Schulter rutschen können. Der Gurt sollte aber auch nicht so liegen, dass er im Falle eines Unfalls in den Hals schneidet. Ich bin froh, dass mir Oli zeigt, wie der Gurt in Ideallinie verlaufen soll. Ich hatte bisher einfach keinen Blick dafür.
Erkenntnis Nummer zwei: Nicht immer nur grade nach vorne denken. Auch mal nach links und rechts schauen – oder sogar rückwärts. Und das buchstäblich: Es gibt die verschiedensten Autositze. Auch welche, die rückwärts gerichtet sind – und ich spreche jetzt nicht nur von Babyschalen, in denen wir die Kleinsten transportieren. Es lohnt sich, sich mal über die verschiedensten Modelle und deren Vor- und Nachteile zu informieren.
Erkenntnis Nummer drei: Kindersitzmäßig haben die Skandinavier die Nase vorne. Hey, die Nordeuropäer machen schon so tolle Mode (Hallo, Maxomorra! Smafolk! Ubang!), haben ein Händchen für tolle Popmusik und haben Pippi Langstrumpf erfunden. Mit ihrer Art, Kinder im Auto zu transportieren, werden sie jetzt auch noch die Welt erobern. Wusstet Ihr, dass schwedische Kinder in einem Reboard-Sitz fahren, der in der Regel bis zum 4. Geburtstag genutzt werden kann? Reboarder nennt man die rückwärtsgerichteten Kindersitze. Bei uns wechseln Kinder oft schon vor dem 1. Geburtstag von der rückwärts gerichteten Babyschale in den vorwärts gerichteten Folgesitz.
Hier könnte man jetzt meinen: Ist halt eine Mode. Ist es aber nicht, es geht um Sicherheit, das haben die Schweden vor uns erkannt. Fakt ist nämlich, dass der Kopf eines Kleinkindes 25 % seines gesamten Körpergewichtes ausmacht. Bis zum Alter von 4 Jahren sind Nackenmuskulatur und Wirbelsäule aber noch unvollständig entwickelt. 25 % aller Kleinkinder, die vorwärtsgerichtet in einen Frontalunfall verwickelt werden, tragen schwere Wirbelsäulen- und Kopfverletzungen davon – oder sterben sogar. Der Kopf wurde in diesen Fällen bei den vorwärts gerichteten Sitzen mit enormer Wucht nach vorne geschleudert, während die Schultern vom Gurt zurückgehalten werden. In Schweden und Norwegen ist in den letzten 10 Jahren kein Kind im Reboarder gestorben. Wenigstens aber sind wir Deutschen nicht beratungsresistent. Der Reboarder erobert schrittweise auch unser Land. Nach der seit Juli 2013 geltenden „i-size“-Regelung (ECE-Norm R129) ist für Kinder bis zum Alter von 15 Monaten der rückwärts gerichtete Transport vorgeschrieben, wenn der Sitz nach ihr zertifiziert ist. Die bisher geltende Norm R44 gilt jedoch weiterhin parallel, voraussichtlich noch bis 2018. Wer bereits einen Sitz hat, der nach dieser Norm gefertigt wurde, darf Kinder ab einem Gewicht von neun Kilogramm weiterhin mit Blick nach vorn im Auto mitnehmen.
So viel zur Theorie, wir suchen jetzt gemeinsam mit Babyleicht-Chefin Maggie den für uns passenden Sitz und testen verschiedene Modelle. Testen heißt bei Babyleicht: auf Herz und Nieren prüfen. Maggie informiert uns zunächst über verschiedene
Systeme, es gibt Sitze, die gegurtet werden, und Sitze, die per Isofix befestigt sind. Die Isofix-Sitze sind sicher einzubauen, aber nicht so lange nutzbar. Gegurtete Sitze können im Vergleich dazu Kinder mit einem höheren Körpergewicht halten.
Einer der Reboarder passt besonders gut für uns: Der Axkid. Er ist gut gepolstert, Antonia fühlt sich pudelwohl darin, als sie im Testgerät von Babyleicht Platz nimmt. Wir bauen ihn also ins Auto ein, testweise – und das ist auch so ein Service, den die Horns bieten: den probeweisen Einbau. Daher ist es auch wichtig, mit dem Auto zu kommen, in dem die Kinder in der Regel transportiert werden. Wir merken schnell, dass ein Reboarder viel Platz braucht, er passt dennoch in unseren Golf. Es soll ja überzeugte Reboarder-Fans geben, die eher das Auto wechseln als auf den Sitz zu verzichten … Oliver Horn weiß jedenfalls, worauf es beim Einbau ankommt, er weiß, wo er drücken und ziehen muss, damit das Teil perfekt sitzt.
Antonia nimmt Platz – und findet es lustig, die Beine im Schneidersitz zu halten, wie es im Reboarder am bequemsten ist. Oli prüft, ob der Gurt gut verläuft, alles bestens. Eine Woche dürfen Babyleicht-Kunden, deren Kinder vom vorwärts gerichteten Sitz auf den Reboarder umsteigen, im Zweifel einen Reboarder im eigenen Auto probefahren, um wirklich sicher zu gehen, dass ihr Kind drin sitzen mag. Das klingt ruinös, gehört aber zu ihrer Geschäfts-Philosophie: „Der Sitz muss einfach passen“, sagt Maggie Horn. „Ein Reboarder ist eine Anschaffung für lange – bis das Kind mit 4 oder 5 einen Folgesitz braucht.“
Wir merken, dass wir an diesem Punkt sind. Antonia ist fast fünf und würde vermutlich nur noch zwei oder drei Monate im so bequemen und vor allem sicheren Reboarder Platz haben. Dass wir den Axkid mitnehmen, lohnt sich daher einfach nicht für uns. Valentin hat mit seinen zweieinhalb Jahren verweigert, darin zu sitzen. Hätten wir ihn gleich von der Babyschale aus in einen Reboarder gesetzt, damals, als er gerade eins war, würde er nichts anderes kennen und sicher mit Blick nach hinten fahren. Schade, verpasst.
Statt des Reboarders haben wir einen anderen, tollen Folgesitz für Antonia auswählen dürfen: den Kiddy Smartfix. Ein wunderbarer Sitz für Kinder ab vier. Gute Passform, gut und sicher ausgestattet, leichte Handhabe. Er wird auch lange halten: Die dreistufige Beinverlängerung sorgt dafür, dass auch eine wachsende Antonia sicher und bequem sitzt. Er kommt in einem frischen Grün daher. Ja! Ich freu mich über die tolle Farbe, auch wenn es nicht darum geht, jaha, ich weiß ja.
Ich bin sehr zufrieden mit der Beratung, die Horns schauen sich das Kind genau an – und suchen dann gemeinsam mit der Familie das richtige Transportmittel aus. So muss es sein.
Meine letzte Erkenntnis: Ich kaufe keinen Kinder-Autositz mehr ohne Berater, der weiß, worauf es ankommt. Fachhändler aus dem Verbund der Kindersitzprofis findet Ihr auch in Eurer Nähe, in ganz Deutschland. Babyleicht findet Ihr nur in Nürnberg.
Ein wirklich schöner Artikel. Ich finde es total wichtig, dass die Kids im richtigen Kindersitz sitzen und man da nichts falsches kauft. Bin gerade selbst auf der Suche nach dem passenden Sitz, toller Beitrag!! Liebe Grüße Ben
Ein wichtiger Kindersitz ist auf jeden Fall wichtig und nicht zu unterschätzen. Haben uns auch einen Reboarder gekauft. 🙂